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Peter Laube,
oberster Touristiker von Chur

Von 1981 bis 1995 war Peter Laube (55) Direktor des Verkehrsvereins Chur. Nach einem fünfjährigen Abstecher in die Versicherungsbranche ist er Ende Januar 2000 an seine einstige Wirkungsstätte zurückgekehrt, als Nachfolger seines Nachfolgers Reto Küng. Das Churer Magazin hat den neuen Geschäftsstellenleiter von Chur Tourismus über seine zukünftige Arbeit, über Chur als Tourismusort und über Visionen befragt.

Churer Magazin: Herr Laube, 14 Jahre lang waren sie Direktor des damaligen Verkehrsvereins Chur. Was hat sie 1995 bewogen, von Chur Abschied zu nehmen und den Beruf zu wechseln?

Peter Laube: Nach einer Offerte aus der Privatindustrie, welche mir sehr gute Perspektiven in der Nähe meines Wohnortes eröffnete, war ich der Ansicht, mit 50 noch einmal etwas Neues riskieren zu können. Leider haben sich die Aussichten, infolge Firmenrestrukturierung, bereits im Laufe des zweiten Jahres stark zu meinen Ungunsten verändert, so dass ich meinen Arbeitsplatz bereits seit zweieinhalb Jahren wieder in Chur habe.

CM: Fünf Jahre in der Versicherungsbranche haben Sie nicht davon abgehalten, nebenberuflich auf dem touristischen Sektor weiterhin tätig zu sein. Welche Spuren haben Sie in Thusis hinterlassen?

PL: Das Präsidium des Verkehrsvereins Thusis-Viamala zu übernehmen, war für mich Herausforderung und Freude zugleich. Zwar kämpft auch der VVT gegen die gleichen Widerstände wie alle anderen Tourismusvereine (mangelndes Tourismusbewusstsein, mangelnde Kooperationsbereitschaft und damit verbunden auch finanzielle Sorgen in bezug auf Mitgliederbeiträge). Mit der Viamala-Schlucht verfügt dieser Verein allerdings über ein Profitcenter, welches den Mangel an Mitgliederbeiträgen weniger gravierend erscheinen lässt. Mit Beginn 1998 haben wir zudem den Reisevermittlervertrag für ein Engadiner Reisebüro gekündigt und das eigenständige Reisebüro «Bolero» gegründet. Die Umsatzverdoppelung innerhalb eines Jahres bestätigte die Richtigkeit unseres Tuns. Die Viamala-Schlucht ist zwar ein Geldbringer erster Güte, allerdings mit sinkenden Besucherzahlen. Mittlerweile haben wir Strom und Wasser in die Schlucht hinuntergeführt, was uns einerseits die Möglichkeit bietet, die Anlagen ordentlich zu reinigen und gleichzeitig auch Installationen zu errichten, welche den Besuch der Schlucht noch begehrenswerter machen. Als wichtigsten Entscheid betrachte ich aber den Entschluss bei der Gründung des Tourismusmarketingunternehmens «Freizeit Graubünden» mitzumachen. Diese Tatsache ermöglicht einerseits eine bessere Zusammenarbeit im Raum Heinzenberg-Domleschg, andererseits bietet sie aber auch uns allen eine wirkungsvolle Plattform, das touristische Angebot zwischen Heididorf und Viamala markant zu präsentieren.

CM: Wie kam es dazu, sich erneut als oberster Touristiker der Bündner Hauptstadt zur Verfügung zu stellen?

PL: Wie eingangs erwähnt, hat das verschiedene Gründe. Der Wichtigste war allerdings, dass ich in den letzten fünf Jahren zur Erkenntnis kam, dass ich vom Tourismusvirus «infisziert» bin und dies schlicht und einfach die Materie ist, mit der ich mich am liebsten und wohl auch am besten auseinandersetzen kann. 25 Jahre Tourismustätigkeit gehen nicht spurlos an einem vorbei. Last but not least liebe ich diese Stadt, und was tut man nicht alles aus Liebe.

CM: Während Ihrer fünfjährigen Abwesenheit hat sich auf der Tourismusebene in der Region Bündner Rheintal einiges geändert. Chur ist eine Geschäftsstelle innerhalb der Freizeit Graubünden AG mit reduziertem Personalbestand. Was bedeutet das für Ihren Aufgabenbereich?

PL: Vorerst möchte ich betonen, dass Chur Tourismus keine Geschäftsstelle der Freizeit Graubünden AG ist, sondern gleichberechtigter Teilhaber, wie übrigens auch alle anderen beteiligten Verkehrsvereine. Diese Tatsache gibt uns die Möglichkeit, über die Freizeit Graubünden AG ein professionelles Marketing zu betreiben. Dadurch stehen den Verkehrsvereinen, an deren Gesellschaftsform sich nichts ändert, Zeit und Möglichkeiten offen, sich mit der Angebotsgestaltung vor Ort, der Gästebetreuung sowie der Information zu befassen.

CM: Ihr einstiger Nachfolger und jetziger Vorgänger, Reto Küng, hat in den letzten fünf Jahren in Chur einiges bewegt. Halten Sie an seinem Konzept fest?

PL: An Reto’s Konzepten gibts sicher nichts zu ändern. Dies möchte ich ihm zuhanden seiner Kunden ins Stammbuch schreiben. Spass beiseite. Ich freue mich wirklich, seine gute Arbeit fortsetzen zu dürfen, und wenn es die Umstände oder Finanzen erfordern, werde ich auch mal Abstriche, oder, wenn sie es erlauben, einen Ausbau vornehmen.

CM: Wo sehen Sie kurz- und mittelfristig den grössten Handlungsbedarf, um das touristische Profil von Chur weiter auszubauen?

PL: Handlungsbedarf gibt es immer. Touristische Fazilitäten sind genügend vorhanden. Was wir unternehmen müssen, ist, diese zu verbessern und den ChurerInnen und vor allem den einzelnen Leistungsträgern bewusst zu machen. Die Altstadt ist unser grösstes Kapital, also müssen wir dafür sorgen, dass sie überlebt. Sie kann aber nur überleben, wenn wir den potentiellen Besuchern eine uneingeschränkte Zufahrt ermöglichen. Das Parkhaus Altstadt muss realisiert werden. Chur als Hauptort des Tourismuskantons Graubünden verfügt nach wie vor über keine Kongressmöglichkeiten, welche diesen Namen verdienen. «Brambrüesch realistisch» wurde realisiert. Den Verantwortlichen und der Churer Bevölkerung sei Dank. Jetzt muss es aber darum gehen, auch die Leistung zu professionalisieren. Dafür braucht es nicht immer nur Finanzen. Good-will und gute Ideen helfen schon sehr viel weiter.

CM: Haben Sie Visionen für Chur?

PL: Visionen hat wohl jeder, der solch ein Amt antritt. Visionen eignen sich aber in den seltensten Fällen, in ein lockeres Interview verpackt zu werden. Sie könnten falsche Erwartungen wecken. Sagen wir es so: Ich habe den Wunsch, dass unsere Arbeit nicht nur im Bereich Tourismusinformation und Gästebetreuung geschätzt und anerkannt wird, sondern dass man uns auch als Partner betrachtet im neu gegründeten Stadtmarketing und uns zumindest in touristischen Belangen Gelegenheit zur Mitarbeit geboten wird.

Interview: Walter Schmid

Reto Küng hinterlässt Spuren

Reto Küng verliess Chur Tourismus per Ende Januar 2000 und baut nun zusammen mit dem Tourismusdirektor von Arosa, Martin Vincenz, nach Ende der Wintersaison 1999/2000 ein eigenes Kommunikationsunternehmen auf. Küng hatte in den fünf Jahren seines Wirkens bei Chur Tourismus die Leitung des Verkehrsbüros inne, war verantwortlich für die Planung und Realisierung des Churer Tourismusmarketings in Zusammenarbeit mit verschiedenen Anbietern und hat diverse erfolgreiche Projekte realisiert. Schwerpunkte waren die Neueinführung eines touristischen Erscheinungsbildes der Stadt Chur und die damit verbundenen Marketingaktivitäten, die Verbesserung der Zusammenarbeit innerhalb der touristischen Leistungsträger in der Stadt Chur, die Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit, die Ausarbeitung und Umsetzung des neuen Finanzkonzeptes für Chur Tourismus sowie auch die Steigerung der Informationsdienstleistungen von Chur Tourismus im Bereich der elektronischen Medien (Internet und Teletext) sowie die Lancierung des mittlerweile etablierten «Churer Magazins». Mit der erfolgreichen Einführung der Marketingorganisation Freizeit Graubünden AG, welche ihre operative Tätigkeit seit dem 3. Januar 2000 aufgenommen hat, kann er seinem Nachfolger bei Chur Tourismus eine bereinigte Unternehmensstruktur überlassen. Reto Küng wird bei der Freizeit Graubünden AG weiterhin als Verwaltungsratspräsident tätig sein.