Marsöl, ein Kulturzentrum der speziellen Art

Art Am 31. März ist es soweit: Das Marsöl wird nach mehrmonatigem Umbau als Gast- und Kulturhaus wiedereröffnet. Untergebracht in den Räumen des «neuen» Marsöl sind fünf einander ergänzende, eigenständige Bereiche: Restaurant, Bar, Kunstgalerie, Veranstaltungssaal und Hotel.

Das 1910 von Bischof Grüneck erbaute, stattliche Gebäude über der Altstadt hat seither das kulturelle Leben von Chur mitgeprägt. Jahrzehntelang war der grosse Saal Veranstaltungsort für Konzerte, Theateraufführungen, Vereinsanlässe und Sportveranstaltungen. In den letzten Jahren ist es um das Marsöl immer ruhiger geworden, bis vor drei Jahren die Türen definitiv geschlossen wurden.

Das Konzept für das neue Gast- und Kulturhaus wurde vom Verein Kunst, Kultur & Küche entwickelt. Dessen Mitglieder Luciano Fasciati, Mathias und Brigitte Balzer-Brunold, Ramun Spescha und Linus Berther haben das Haus für den Zeitraum von zehn Jahren vom Bistum Chur gemietet. Der gesamte Komplex wurde - nebst der Wohnung im Dachgeschoss - in fünf einzelne Bereiche unterteilt. Diese funktionieren als selbständige Betriebe unter einem Haus- und Werbedach. Zusammen mit der Bauherrschaft und dem Architekten wurde ein Renovationskonzept erarbeitet, das den Ansprüchen der Betreiber gerecht wird. Dabei werden die einzelnen Räume soweit als möglich jenem Zustand angenähert, wie er vor den Umbauten der letzten 30 Jahre noch anzutreffen war.

Restaurant mit Bistro

Das neu renovierte Restaurant steht unter der Leitung des Küchenchefs Salomon Sellathuri, der sich durch seine langjährige Tätigkeit als Küchenchef im Hotel Reich in Summaprada, in den Restaurants Lacuna und Ticino einen Namen gemacht hat. Sowohl ein Bistrobetrieb mit Angeboten in allen Preisklassen, als auch ein gepflegter à la carte Service finden im geräumigen Lokal Platz. Die italienisch-französische Küche wird jeden Monat mit Spezialitätenwochen aus der ganzen Welt ergänzt. Im Sommer wird Angebot im romantischen Gartenrestaurant mit verschiedenen Grilladen, einem reichhaltigen Salatbuffet und einer Creperie bereichert. Im Gartenbereich soll zudem eine Boul-Bahn entstehen.

Multifunktioneller Saal

Der kaum mehr wiederzuerkennende Marsöl-Saal mit Balkon bietet Platz für bis zu 800 Veranstaltungs-BesucherInnen oder 300 Bankett-TeilnehmerInnen. Ausgestattet ist dieser einmalig Raum mit einer neuen Belüftungsanlage, einer mobilen Bühne sowie neuem Inventar. Daneben steht ein kleiner Saal mit 50 Plätzen und ein Foyer für kleinere kulturelle Anlässe zur Verfügung. Neben der Vermietung der Räumlichkeiten sorgen die BetreiberInnen Claudio Spinas, Maya Volland Spinas und Peter Peyer bei Bedarf auch für die Raumgestaltung, Dekoration und Einrichtung; in Zusammenarbeit mit dem Restaurant für Apéros und kulinarische Genüsse. In den Saalräumlichkeiten wird ein vielfältiges Programm an Konzerten, Theateraufführungen, Lesungen, Tanzanlässen, Partys usw. geboten. Zudem ist der Marsöl-Saal offen für jedwelche Veranstaltung: Vereinsveranstaltungen, Familienanlässe, Firmenveranstaltungen, Diskussionsrunden, Modeschauen etc.

«blow up» - die Bar im Marsöl

Die neue Marsöl-Bar namens «blow up» ist in Verbindung mit der Galerie Luciano Fasciati von Pino Zara gestaltet und eingerichtet worden und zeichnet sich durch ein schlichtes Design und einer eigenen architektonischen Sprache aus. Als Schnittpunkt zwischen Galerie, Restaurant, Saal und Hotel ist die Bar - unter der Führung von Evelin Monn - ein Treffpunkt mit besonderem künstlerischem Flair, sei es beim Apéro oder zu später Stunde. Auserlesene Weine und Spirituosen gehören ebenso zum Angebot wie Konzerte, Kleinkunstbeiträge und Präsentationen.

Galerie in der ehemaligen Turnhalle

Wo einst den Hofschülern Unterricht in Leibesübungen erteilt und wo in den letzten Jahren Billard gespielt wurde, ist die Galerie Luciano Fasciati eingezogen. Als Schwerpunkt zeigt der Galerist - wie am ehemaligen Standort an der Reichsgasse - weiterhin an 5 bis 6 Ausstellungen pro Jahr Werke aktueller, bildender Kunst. Das Ausstellungsprogramm spiegelt ebenso die Vielfalt möglicher Themen der Gegenwartskunst wieder, als auch unterschiedlichste Ausdrucksformen wie Malerei, Zeichnung, Skulptur, Fotografie, Video und Installation. Als Ergänzung zum Ausstellungsprogramm ist der Galerie ein Kabinett als erweiterter Raum angeschlossen. Darin werden das Programm der Galerie sowie auch thematische Präsentationen gezeigt. Ergänzt wird dieses Angebot durch Editionsprojekte und spezifische Kunstveranstaltungen.

Ein Mittelklass-Hotel

15 Zimmer und 25 Betten umfasst das kleine aber feine Mittelklasse-Hotel im der dritten Etage des Marsöl, das von Brigitte und Mathias Balzer-Brunold geleitet wird. Die durch ein freundliches Licht- und Farbkonzept gestalteten Zimmer bieten Ausblick über die Churer Altstadt und hin zum bischöflichen Schloss. Die Einzel-, Doppel- und Mehrbett-Zimmer sind mit Radio und TV ausgestattet. Ergänzt wird der Hoteltrakt mit einer Bibliothek im «Roten Salon».

Da auch im Hotelbereich Kultur und Gastfreundschaft gross geschrieben werden, beinhaltet das Hotel zudem das Projekt «continental». Das sind zwei zusammenhängende Räume, die als Gast-Suite zeitgenössischen Kulturschaffenden aus dem aussereuropäischen Raum zur Verfügung stehen. Das Augenmerk richtet sich dabei vor allem auf Personen aus der sogenannten 3. Welt oder aus Schwellenländern.
Walter Schmid