Die Kuh als neuer Sympathieträger auf der ganzen Welt, da war Graubünden Ferien mit dem Alpaufzug-Plakat («unsere Feriengäste treffen ein») seiner Zeit weit voraus. Die Kuh als Werbefläche, das kennen wir spätestens seit Milka, und seit die Zürcher Kuhparade vor zwei Jahren Touristen und Touristiker begeisterte (1 Million mehr Übernachtungen wegen Lisa, der geklonten Plastikkuh) kann man von einem eigentlichen Kuh-Revival sprechen. buehler.jpg (7132 Byte)
Stefan Bühler


Keep Kuh

Unsere Kühe, die wir auf den Churer Alpen besucht haben, sind weder geklont noch zu Werbezwecken unterwegs, sie tun ganz einfach das, was seit Hunderten von Jahren üblich ist. Sie verbringen den Sommer auf der Alp. Und weil die Churer im Jahre 1795 noch 488 Kühe besassen, benötigten sie neben dem Weiden Brasserie, Campodels, Böschen, Lachen, Stafel, Pramontan, Plankis und Lösern eben auch eigene Alpen.

Viel zu wenig wissen wir über unser wichtigstes Nutztier, die Kuh-Euphorie dürfte dem jetzt etwas entgegenwirken. Zu Hilfe nehmen könnten wir auch jenen Schüler, der in seinem Aufsatz über die Kuh schrieb: «Die Kuh ist ein Säugetier und ein Haustier. Sie ist überall. Sie ist mit Rindsleder überzogen. Hinten hat sie einen Schwanz mit einem Pinsel dran, damit jagt sie die Fliegen fort, denn sie könnten in die Milch fallen. Vorne ist der Kopf, wo die Hörner dran wachsen und das Maul drauf Platz hat. Die Hörner braucht die Kuh zum Stossen und das Maul zum Brüllen. Unten an der Kuh hängt die Milch, sie ist zum Ziehen eingerichtet, wenn man dran zieht, so kommt die Milch heraus. Die Kuh hat einen feinen Geruch, man riecht ihn schon von weitem, denn er macht die Landluft. Der Mann der Kuh ist der Ochse. Er sieht genauso aus wie die Kuh, nur hängt an ihm keine Milch dran. Darum ist er kein Säugetier, und man braucht ihn zur Arbeit. Der Ochse ist auch ein Schimpfwort. Die Kuh lebt vom Gras, und wenn das Gras gut ist, macht sie gute Milch, und wenn das Gras schlecht ist, macht sie schlechte Milch, und wenn es donnert, wird sie sauer. Sie braucht wenig Nahrung, was sie einmal gegessen hat, isst sie immer wieder, weil sie alles wiederkaut. Mehr weiss ich nicht.»

Immerhin, das ist ja schon einiges. Die 815 Klontiere von Zürich und jene von Chicago und New York locken die Touristen an, auch ohne Landluft. Wie viel besser wäre es, wenn wir unsere echte Kuhparade auf unseren echten Alpen den Gästen auch noch etwas näher brächten. Es müssten auch bei uns nicht immer nur Heidis und Peters Geissen sein.