Shopping

Vier «Grosse» mit Tradition

Das Jahr 1908 ist ein Markstein für die Churer Geschäftswelt: Am Kornplatz wurde mit dem Kaufhaus Magazine zum Globus das erste Warenhaus der Neuzeit eröffnet. Der Standort Chur mit seinem grossen Einzugsgebiet und der steigenden Wohnbevölkerung hat es in der Folge auch den anderen angetan. Eine Kurzgeschichte über die Traditionellsten.

Coop, Globus, Manor, Migros und wie sie alle heissen, gehören seit Jahrzehnten zum Vokabular der Churer Bevölkerung, wenn es darum geht, sich mit Artikeln für den täglichen Bedarf und solche für den Luxus einzudecken. Die Ära der Kaufhäuser in Chur beginnt jedoch nicht erst in der Neuzeit, sie reicht bis ins Mittelalter zurück.

Fast 500 Jahre sind es her, als Chur von König Sigmund die Bewilligung zum Bau eines Kaufhauses erhielt. Dazu gehörte das Niederlegungsrecht für Tuch, Salz und andere Handelswaren, gleich der Stadt Konstanz und anderer Reichsstädte. Das neue Kaufhaus befand sich in der heutigen Rathaushalle, diente dem Transitort Chur vor allem als Verkaufs-, Lager- und Umschlagplatz und wurde durch die Stadt jeweils für eine gewisse Zeit einem Kaufhausmeister verliehen. Er hatte die Schlüsselgewalt inne und war Verwalter der Hausgelder und des Vermögens. Zu seiner Tätigkeit gehörte auch die Überwachung der Vorschriften. Er musste z. B. jene davon abhalten, die mit Ross und Wagen ins Kaufhaus fahren wollten, damit die Kaufmannsgüter weder «zertreten noch beschissen werden.» Ausser Letzterem gehören die oben genannten Tätigkeiten auch heute noch zu den Pflichten der nun als Filialleiter(in), Geschäftsführer(in) oder Verkaufsleiter(in) titulierten Chefs der Warenhäuser.

Vom Kornplatz zum Bahnhofplatz

1907 wurden in Zürich die Magazine zum Globus gegründet. Bereits ein Jahre später erwarb Globus in Chur den «Roten Löwen» und eröffnete am Kornplatz die fünfte Schweizer Filiale. 1965 verliess der Globus die Altstadt und zog an den Bahnhofplatz, an den Ort, wo bis 1962 das grossartige Hotel Steinbock gestanden hatte. Auf der Verkaufsfläche von 3700 Quadratmetern ist, wie in allen Filialbetrieben, auch in Chur vor drei Jahren eine neue Strategie umgesetzt worden: «Konzentration auf drei Kernkompetenzen mit Fokusierung auf Mode, Heim/Haushalt und die HHHdelicatessa. Im gleichen Jahr wurde die Aktienmehrheit der Globus-Gruppe von Migros übernommen mit dem klaren Bekenntnis: Globus bleibt Globus. Seit 1. Juli 1999 leitet Stefan Steiner die Filiale von Chur, der zuvor während fünf Jahren verschiedene Herren-Globus-Filialen unter sich hatte und ein Jahr lang als Verkaufsleiter im Globus Glattzentrum HAKA arbeitete. Zusammen mit 150 Angestellten bietet er am Bahnhofplatz ein Angebot von rund 180 000 aktiven Varianten.

Von Vilan zu Manor

Wenn man in Chur von «Vilan» spricht, weiss jedermann/frau, dass damit «Manor» gemeint ist. Das allein zeigt, wie fest verankert das Warenhaus an der Bahnhofstrasse unter der Bevölkerung ist. Schliesslich hat dieser Grossanbieter auch bereits 43 Lenze in Chur auf dem Buckel. Geleitet wird der Betrieb mit 7600 m2 Verkaufsfläche, rund 300 Angestellten und über 140 000 Artikeln in den Schwerpunktbereichen Mode,

Sport, Parfümerie, Papeterie, Spiel, Multimedia und Food seit Februar 1999 von Otto Loibner. Er war bereits in den Siebzigerjahren im damaligen Vilan tätig war. Die Manor-Geschichte beginnt jedoch viel früher: 1902 eröffneten die Geschäftsleute Ernst und Henri Maus mit Léon Nordmann das erste Warenhaus in Luzern. Vom Erfolg überzeugt schlossen sich verschiedene neue Warenhäuser in einer Kette zusammen: Innovazione, Au Louvre usw., unter ihnen auch der Vilan in Chur. 1994 wurden sämtliche rund 70 zum Unternehmen gehörenden Warenhäuser in Manor, der Zusammensetzung aus Maus/Nordmann, umbenannt. «Auf Bedürfnisse eingehen, Wünsche erfüllen, Erwartungen übertreffen, den Besuch bei uns zum Vergnügen werden lassen», ist die Grundphilosophie von Manor Chur.

Seit 35 Jahren im Alexanderhof

Die Antwort eines anderen «Grossen» auf den Umzug des Globus an den Bahnhofplatz erfolgte an der Alexanderstrasse. 1965/66 eröffnete dort der «Coop Alexanderhof», eine Filiale der Coop Ostschweiz. Der Betrieb, mit einer Fläche von 1900 Quadratmetern, ist der grösste Food-Anbieter im Stadtzentrum mit hauptsächlich Frischprodukten, Metzgerei und der Offenkäseabteilung mit Bedienung. Zu einem eigentlichen Angebotsleader ist die 1999 eingeführte Naturaplan-Linie, die mitverantwortlich ist, dass die Coop-Gruppe im letzten Jahr eine Umsatzsteigerung von 3,3 Prozent verbuchen konnte. Neben einer kompetenten Weinabteilung führt der «Coop Alexanderhof» auch ein Non Food-Sortiment mit Hygiene-, Kosmetik-, Haushalt- und Textilartikeln. Insgesamt werden rund 71 500 Artikel im Sortiment angeboten. Ergänzt wird der Betrieb durch das beliebte und äusserst günstige Angebot im Coop-Restaurant. Von der Pike auf bei Coop beschäftigt, das heisst seit 17 Jahren, ist Astrid Arpagaus. 12 Jahre lang war sie Geschäftsführerin und seit 1998 leitet sie erfolgreich die Geschicke des Coop Superzenter im Alexanderhof mit rund 60 Angestellten.

Start mit rollenden Verkaufswagen

1925 gründete der damals 37-jährige Gottlieb Duttweiler die Migros AG, bestückte fünf Lastwagen mit Kaffee, Reis, Zucker, Teigwaren, Kokosfett und Seife und schickte diese als rollende Verkaufswagen durch das Land. Bis zu 40 Prozent günstiger als die Konkurrenz bot er seine Artikel an, weil er einfach den Zwischenhandel ausliess. Damals ahnte wohl niemand, dass aus dieser umgesetzten Idee der grösste Detailhändler der Schweiz entstehen würde. Auch in Chur hat seine Philosophie für Furore gesorgt und 1966 zur Eröffnung des Migros an der Gäuggelistrasse geführt. Der zum Supermarkt «MM Gäuggeli» avancierte Betrieb umfasst heute inklusive Restaurant eine Fläche von 1355 Quadratmetern und beschäftigt 110 MitarbeiterInnen. Im Angebot stehen rund 20 000 Artikel, wobei dem Migros-Credo entsprechend grosser Wert auf Frische gelegt wird. So finden sich im Foodbereich frische Früchte und Gemüse mit Offenverkauf, die Bedienungsmetzgerei, der Backwarenstand mit Produkten aus der Hausbäckerei usw. Eine Blumenabteilung sowie Haushaltartikel und Textilien für Damen. Herren und Kinder ergänzen das MM-Angebot. Der kurz vor dem Ausbau stehende Betrieb wird seit 1996 vom Marktleiter Andreas Bonelli geleitet.

Walter Schmid