Stadtpräsident

«Ich wohne in einer lässigen Stadt»

Am 24. September 2000 wurde Christian Boner von der Churer Bevölkerung zum neuen Stadtpräsidenten gewählt. In seiner Funktion steht er auch dem Departement I vor, das die allgemeine Verwaltung, das Personal- und Finanzwesen sowie die Stadtpolizei umfasst. Als langjähriges Mitglied des Gemeinderates und Sekretär des kantonalen Departementes des Innern und der Volkswirtschaft (DIV) während 16 Jahren bringt der neue Stapi einen ganzen Rucksack voll politischer Erfahrung in sein neues Amt mit.

Churer Magazin: Herr Stadtpräsident Boner, zwischen Ihrer Wahl und dem Amtsantritt am Jahresbeginn sind rund drei Monate vergangen. Reichte diese Zeit, um sich auf das neue Amt vorzubereiten?

Christian Boner: Obwohl schon vor der Beendigung meiner beruflichen Tätigkeit beim DIV Ende November Gespräche im Rathaus stattgefunden haben, erfolgte die eigentliche Vorbereitung im Dezember. Bei verschiedenen Treffen mit Christian Aliesch wurde ich über die laufenden und anstehenden Geschäfte informiert. Gedankenaustausch fand auch mit den Stadträten sowie mit dem alten und neuen Stadtschreiber statt. Neben dieser fachlicher Vorbereitung, bei der mir auch die Zeit im Gemeinderat zugute kam, stand die persönliche Kontaktnahme, nämlich das Kennenlernen der Abteilungsleitenden, ihrer Aufgaben und Tätigkeiten. Persönliche Kontakte mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in meinem Departement liegen mir generell sehr am Herzen.

CM: 16 Jahre lang waren Sie Sekretär des DIV. Können Sie Erfahrungen aus dieser Zeit in das neue Amt einbringen?

C. B.: Es gibt sicher welche. Ich denke dabei an meine Kenntnisse über Verbindungspunkte zwischen dem Kanton und der Stadt. Die seit 1990 gleichzeitige Tätigkeit in der Stadt-Legislative hat mir auch gezeigt, wo die Anliegen der Stadt an den Kanton liegen und umgekehrt. Ich hoffe natürlich auch, dass mir mein Wissen über die Abläufe in der kantonalen Politik aber auch das Wissen, wer für was zuständig ist, bei gewissen Geschäften den Zugang erleichtern wird.

CM: Probleme und Geschäfte liegen ja nicht wenige auf ihrem Arbeitstisch. Welche Aufgaben stehen Ihrer Ansicht nach in nächster Zeit im Zentrum?

C. B.: Sicher einmal die Umgestaltung des Bahnhofplatzes, die bereits im Gange ist, aber auch eine zügige Realisation der Gestaltung der Fussgängerzone III. Auch das ist im Fluss und auf guten Wegen. Hier liegt mir besonders am Herzen, dass sowohl die Anwohner wie 

auch die Gewerbetreibenden in das ganze Prozedere mit einbezogen werden und dass von Seiten der Stadt enge Kontakte zu ihnen geknüpft werden. Eine Knacknuss dürfte die Umsetzung des neuen Gastwirtschafts- gesetzes werden, gilt es doch, das Kunststück zu vollbringen, dass möglichst viele zufrieden sind. Auch hier muss ein optimaler Modus via persönliche Kontakte gesucht, gefunden und verwirklicht werden. Aktuell ist zudem die Nutzung der Oberen Au, wo noch in diesem Frühjahr das Erlebnisbad eröffnet wird und es zudem darum geht, für die KEB Calanda Ersatz zu schaffen. Eine weitere Aufgabe besteht darin, das Areal der Kunsteisbahn an der Calandastrasse sinnvoll zu nutzen. Ich könnte mir vorstellen, dass dereinst eine Freizeitanlage erstellt werden könnte, die optimal in das Wohnquartier passt.

CM: Als neuer Stadtpräsident haben Sie sicher auch langfristige Pläne oder gar Visionen?

C. B.: Mit dem Wort Visionen sollte man vorsichtig umgehen, denn vielfach entpuppt es sich als Illusion. Wenn schon Visionen, sollten sie auch umgesetzt werden. Ich werde mich sicher dafür einsetzen, dass man in Chur gut leben und arbeiten kann. Wirtschaft ist zwar nicht alles, aber ohne Wirtschaft ist fast alles nichts. Nur wenn die Wirtschaft blüht, steht Geld für private und staatliche Tätigkeiten im Bildungs-, Sozial-, Kulturbereich und anderes mehr zur Verfügung. Deshalb gilt es, den Wirtschaftsstandort Chur mit guten Rahmenbedingungen ständig zu fördern und die Zusammenarbeit mit der kantonalen Wirtschaftsförderung stark zu verbessern. Gleichzeitig müssen wir auch unsere bestehenden Stärken und Vorzüge bekannter machen. Es ist auch unsere Aufgabe, eine positive Grundstimmung zu pflegen und zu fördern. Das Ziel ist, dass vom Kindergärtner bis zur Rentnerin alle Churerinnen und Churer mit Stolz und Begeisterung sagen können: ich wohne in einer zukunftsorientierten, lässigen, freundlichen, aufgestellten und sauberen Stadt.

CM: Das Stadtpräsidium und die gleichzeitige Departementsführung bringt eine vollgepferchte Agenda. Halten Sie sich auch, wie ihr Vorgänger, mit täglichen Joggingeinheiten körperlich und geistig fit?

C. B.: Seit Jahren halte ich den Kreislauf und die Hirnzellen auf dem Mountainbike, den Langlaufskis und auf der Piste fit oder drehe meine Runden auf den Inlineskates. Und natürlich lasse ich mir Wanderungen zum Beispiel auf die Rote Platte nicht nehmen. Wenn man dort oben sitzt und den Blick schweifen lässt, bestätigt es sich immer wieder: Chur ist die schönste Stadt der Welt.

Interview Walter Schmid