Stadttheater

Der Fall Furtwängler

Das 1995 entstandene Theaterstück «Der Fall Furtwängler» des südafrikanischen, seit 1951 in England lebenden Autors Ronald Harwood verspricht am 6. Februar einen spannenden Theaterabend. Zugespitzt auf die Auseinandersetzung zweier Männer, auf der einen Seite der amerikanische Major Steve Arnold, auf der anderen der neben Toscanini berühmteste Dirigent seiner Zeit, Dr. Wilhelm Furtwängler, werden Fragen gestellt über das persönliche Verhalten in Zeiten eines unmenschlichen Regimes, also über Opportunismus und Zivilcourage, über Vorurteile und im Falle Furtwänglers darüber, ob Kunst unpolitisch sein kann.

Berlin, nach der Kapitulation des Dritten Reiches, im Büro des Majors Steve Arnold. Er amtet als eine Art Untersuchungsrichter in den Verfahren derjenigen Deutschen, die einen Entnazifizierungsantrag gestellt haben. Jetzt steht der berühmte Dirigent Wilhelm Furtwängler vor ihm, in seinen Augen der «Bandleader» Hitlers. Arnolds Ziel ist klar: er will Furtwängler als Komplizen der Nazis überführen. Die Mittel dazu hat er sich als Versicherungsdetektiv angeeignet. Noch nie hat jemand seinen Befragungsmethoden widerstanden, weder ein Versicherungsbetrüger noch ehemalige Nazis, alle hat er dazu gebracht, von selbst ihre Schuld zu bekennen.

Furtwängler betritt den Raum und Arnold, bekennender «Kulturbanause», beginnt seine Befragung. Aber diesmal verläuft die Untersuchung anders, Furtwängler reagiert nicht so, wie er sich das vorgestellt hat.

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Um die beiden Männer herum versammelt Harwood weitere Personen, Zeugen für oder gegen die «Schuld» des Dirigenten. Aber klare und eindeutige Antworten gibt es nicht, so wie es der englische Titel des Stückes sagt: «Taking Side», der Zuschauer muss sich selbst entscheiden, auf welcher Seite er steht.

Im Verfahren wurde Furtwängler freigesprochen und konnte ab 1947 wieder «seine» Philharmoniker dirigieren. Aber in Amerika war er trotzdem in der öffentlichen (Presse)-Meinung immer das Symbol des willfährigen Feigenblattes der Nazityrannei.

«Der Fall Furtwängler» gehört zu den vor allem im anglo-amerikanischen Theaterleben gepflegten Genre der «Well Made Plays». Es hat nicht den Anspruch, der hohen Kunst zu genügen, ist aber handwerklich und dramaturgisch spannend aufgebaut und bietet den Schauspielern sehr gutes «Futter», um ihre Rollen mit Leben zu füllen, zur Freude eines Publikums, dass ein spannendes und intelligentes Theater zu schätzen weiss.