Brambrüesch

Die Weichen für die Zukunft stellen

Dank der Brambrüeschbahn ist es Einheimischen und Gästen von Chur ohne Anfahrtsweg möglich, direkt aus der Stadt in wenigen Minuten in ein alpines Naherholungsgebiet zu gelangen. Soll diese Einmaligkeit erhalten bleiben, müssen jetzt die Weichen gestellt werden. Denn in fünf Jahren läuft die Betriebsbewilligung für die bestehende Luftseilbahn endgültig ab.

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1957 gebaut, vierzig Jahre später vorübergehend wegen technischer Mängel an der 2. Sektion stillgelegt, 1998 erneuert und seither wieder in Betrieb – das ist die Kurzgeschichte der Brambrüeschbahn. Die 50-jährige Betriebskonzession vom Bundesamt für Verkehr für die 1. Sektion läuft Ende Sommer 2006 ab. Wird bis zu diesem Zeitpunkt die Luftseilbahn nicht erneuert, bedeutet dies das endgültige Aus für die untere Sektion von Chur auf das Känzeli. Der Betrieb der oberen Anlagen ist seit der Sanierung auf Jahre hinaus gesichert.

Damit das nicht geschieht, sind die Bahnbetreiber bereits heute daran, die Weichen für die Zukunft zu stellen, wie Wolfgang Wunderlich, Verwaltungsrats-Vizepräsident der Bergbahnen Chur-Dreibündenstein AG, im folgenden Interview offenlegt.

CM: Herr Wunderlich, die Brambrüeschbahn ist seit Jahren ein Stadtthema, das, je näher das Jahr 2006 rückt, noch mehr zu reden geben wird. Kann die Bahn gerettet werden?

WW: Wenn es nach uns geht sicher, denn wir haben die Bedeutung der Brambrüeschbahn längst erkannt. Das ist leider in der Bevölkerung nicht unbedingt der Fall. Eine Sanierung der Bahn hängt weitgehend von einer positiven Stimmung bei den Churerinnen und Churern ab. Für den Verwaltungsrat ist klar und die Stadt sowie die Bürgergemeinde sind da gleicher Ansicht: Wenn die Churer Bevölkerung die Bahn erhalten will und dafür klare Zeichen setzt, wird die Erneuerung auf das Jahr 2006 an die Hand genommen.

CM: Sehen Sie bereits Zeichen des Umdenkens?

WW: Im Ansatz schon. Dem Gemeinderat liegt das Gesuch zur Subventionierung des Sommerbetriebes 2001 mit 150 000 Franken vor und wir sind zuversichtlich, dass er diesem zustimmt. Vom 23. Juni bis 21. Oktober wird dann die Bahn täglich von 8 bis 17 Uhr in Betrieb sein. Wir bieten gleichzeitig ein Kombibillett an, das die Fahrt nach Brambrüesch, zwei Rodelfahrten in Pradaschier, das Postauto, die Luftseilbahn Rhäzüns–Feldis und die RhB einschliesst. Zentrum dieses Wanderangebotes ist der Dreibündenstein, einer der herrlichsten Aussichtsberge von Graubünden. Damit der zukünftige Sommerbetrieb gesichert werden kann, muss das Volk befragt werden. Auch hier zählen wir fest mit dem Goodwill der Churerinnen und Churer.

CM: Es wird somit auch im Sommer ein Tagestourismus angestrebt?

WW: Wir sprechen mit dem Angebot Einheimische, Vereine, Gruppen, Firmen und Freizeitanbieter im In- und benachbarten Ausland wie zum Beispiel Carunternehmen an. In diesem Sinne wird auch bereits jetzt schon die nächste Wintersaison lanciert. Wir wollen, dass die Leute sagen, wir gehen nach Brambrüesch in den Ausgang, zu Schlittel- und Fondueplausch und Unterhaltung, an die Schneebar zum Beispiel bei der Malixeralp usw. Es bestehen auch Pläne für die Beleuchtung einer Piste und der kleinen Runde der Langlaufloipe. Damit würde das Feierabendangebot für die Bevölkerung attraktiv gesteigert.

CM: Zur Zukunft: Ein Neubau der Luftseilbahn von Chur auf das Känzeli kostet viel Geld, das Volk muss dereinst einen Kredit dafür sprechen. Es ist also viel Überzeugungsarbeit zu leisten.

WW: Ja, auf jeden Fall. Es gibt eine ganze Liste von Argumenten, die für die Brambrüeschbahn sprechen. Das erste ist die Exklusivität der Bahn, mit der direkt aus der Stadt in ein naturbetontes Naherholungsgebiet gefahren werden kann. Das ist im gesamten Alpenraum, ausser in Grenoble und Innsbruck , nur in Chur möglich …

CM: ...was natürlich auch von touristischer Bedeutung ist.

WW: Für unsere Gäste ist das tatsächlich eine riesige Attraktion. Nur ein Beispiel: Kürzlich waren 60 Personen der Ariane-Space-Organisation (Europäisches Pendant zur NASA, die Red.) zu Gast in Chur und verbrachten einen Abend mit Nachtessen und Schlitteln auf Brambrüesch. Die Gruppe war total begeistert davon, dass man von Chur aus in kürzester Zeit in eine völlig andere Welt eintauchen kann. Brambrüesch ist aber nicht nur touristisch von Bedeutung, sondern auch ein wichtiges Element im Stadtmarketing. Wenn Chur als Wirtschaftsstandort und Anbieter von Arbeitsplätzen gefördert werden soll, muss auch ein intaktes und bequem erreichbares Naherholungsgebiet da sein. Für potentielle Neuansiedler, seien dies Firmen oder Familien, könnte Brambrüesch ein wichtiges Argument sein.

Brambrüesch ist aber nicht nur touristisch von Bedeutung, sondern auch ein wichtiges Element im Stadtmarketing. Wenn Chur als Wirtschaftsstandort und Anbieter von Arbeitsplätzen gefördert werden soll, muss auch ein intaktes und bequem erreichbares Naherholungsgebiet da sein. Für potentielle Neuansiedler, seien dies Firmen oder Familien, könnte Brambrüesch ein wichtiges Argument sein.

CM: Die Konkurrenz der umliegenden Bahnen ist fast erdrückend. Hat Brambrüesch allein deswegen überhaupt eine Chance?

WW: Dass man die umliegenden Anbieter nur via Anfahrtswege erreichen kann, ist für Brambrüesch eine grosse Chance. In einer nationalen Forschungsstudie wird aufgrund der Mobilitätsentwicklung ein Verkehrskollaps prognostiziert. Beispiel 11. Februar: An diesem herrlichen Tag entstanden dank geschickter Information durch die Restaurateure praktisch keine Wartezeiten beim Rücktransport, während der Autoverkehr auf der Malixerstrasse nur schrittweise vorwärtskam. Brambrüesch kann man jetzt schon einzig mit öffentlichen Verkehrsmitteln von überall her, ohne einen Meter mit dem Privatauto zu fahren, erreichen. Es muss nur noch die Lücke zwischen Bahnhof und Talstation mit einem Shuttle-Bus geschlossen werden. Auch das gehört zum Zukunftsprojekt.

CM: Wie konkret ist denn das Projekt Brambrüesch 2006?

WW: Wir befinden uns in einer Ideenphase. Ein Neubau der Luftseilbahn mit einem anderen Standort der Tal- und Bergstation kommt kaum in Frage, da die Bewilligungspraxis des Bundesamtes für Verkehr für Neuanlagen äusserst restriktiv ist. Die Möglichkeiten beschränken sich gegenwärtig auf zwei Varianten: Eine Schwebebahn von Chur aufs Känzeli mit grösserer Kapazität und ohne massive bauliche Eingriffe, sondern durch ingenieurmässige Verstärkung der bestehenden Stationen, oder eine Gondelbahn, die nahtlos mit der jetzigen zwischen Känzeli und Brambrüesch verkoppelt wird und kein Umsteigen mehr erfordert.

CM: Wie schaut der Terminplan aus und können Sie sich schon zu möglichen Investitionen äussern?

WW: Bis zum Jahr 2003 sollte ein Projekt vorliegen, anschliessend wird die Finanzierung geklärt, was einher geht mit den politischen Entscheidungen. Geht das reibungslos über die Bühne, erfolgt die Eingabe an den Bund. Als minimalste Investition für die erste Sektion stehen 5 bis 6 Millionen im Raum.

CM: Das ist viel Geld …

WW: … die Investition muss man relativieren. Es muss ein Umdenken einsetzten, denn letztlich ist die erste Sektion eine Erschliessungsbahn, ein Zubringer, vergleichbar mit einer Kantonsstrasse. Man kann die Luftseilbahn auch als Stadtbuslinie betrachten, wie jene zum Waldhausstall oder zur Oberen Au, beide führen auch in Naherholungs- und Sportgebiete. Die Brambrüeschbahn gehört zum Erschliessungskonzept von Chur, sie macht das Gleiche wie der Bus und bringt Einheimische und Gäste in die Natur, in ein Wintersportgebiet, in ein Wanderparadies.

CM: Der Betrieb ist gewährleistet bis Frühling 2006. Die Zeit drängt aber trotzdem. Welches sind die nächsten Schritte?

WW: Intern und in Zusammenarbeit mit Chur Tourismus, wo seit diesem Winter das Marketing vorangetrieben wird, werden längerfristige Ideen ausgearbeitet. Gegen Aussen werden wir die Öffentlichkeit kontinuierlich und richtig über die weiteren Schritte informieren mit dem Ziel, die Churerinnen und Churer für die Brambrüeschbahn 2006 zu sensibilisieren. Denn eines ist klar: Wird die Luftseilbahn nicht erneuert, ist sie für immer gestorben und der direkte Zugang von der Stadt aus in ein herrliches Naherholungsgebiet definitiv weg.

Interview Walter Schmid


Frühlingsfest

Die Wintersaison in Brambrüesch dauert noch bis 16. April. Am Samstag und Sonntag, 17./18. März, findet das 1. Frühlingsfest Brambrüesch statt. Im Zentrum steht das «Pärlirennen» vom Sonntag. Dazu sind prominente ChurerInnen aus Politik, Wirtschaft und Tourismus eingeladen worden, die je ein Kind als Rennpartner zugelost erhalten. Die addierten Fahrzeiten der beiden ergeben die Schlusszeit. Dabei gilt es nicht, möglichst schnell den Hang hinunterzufahren, sondern möglichst genau die geheime, vorgegebene Zeit zu erreichen.

 


Samstag, 17. März

• 12.30 Uhr Start zum Plauschrennen der Brambrüeschler
• 20.00 Uhr Fackelabfahrt ab Hühnerköpfe für alle
• bis 22.00 Uhr Nachtschlitteln zum Spezialpreis von Fr. 10.–
• Fondueplausch im Bergrestaurant mit musikalischer Unterhaltung

Sonntag, 18. März
• Spielplausch im «Kinderland» (ganzer Tag)
• 10.00 Uhr Startnummernausgabe und Pärliverlosung
• 12.30 Uhr Start zum «1. Brambrüescher Pärlirennen»
• 15.00 Uhr Rangverkündigung