Churer Künstlern
über die Schultern geschaut

Die meisten von ihnen haben sich national und international einen Namen gemacht, die Künstler und Künstlerinnen aus Chur. Einigen von ihnen haben wir über die Schulter geschaut. In einem ersten Teil stellen wir Dea Murk, Robert Cavegn und Alba Minsch vor.

«Sursilvanisches Gold und BankArt»

Dea Murk, Maler: Der Geist im schon 69-jährigen Körper von Dea Murk ist jung geblieben. Es ist die Freude am Malen im Speziellen, am Leben im Allgemeinen und seine ungebrochene Begeisterungsfähigkeit. Sie zeigt sich auch in seinen Bildern, an den bizarren Formationen. Dea Murk setzt sich den Spannungsfeldern Natur und Mensch aus und zeigt diese auch in seinen Arbeiten. Er weiss, dass Leben und Natur nicht nur «weich und lieblich» sind, sondern eben Ecken und Kanten haben. So geht Dea Murk mit offenen Augen durchs Leben und die Landschaften, entdeckt so, was viele verlernt haben, zu sehen.

Der bekannte Churer Maler liebt die einfachen Formen, spielt mit ihnen. So entstehen - ganz aus dem Bauch heraus - seine unverwechselbaren, kraftvollen Bilder in teils verhaltener, teils kräftiger Farbigkeit.

Besser als es der Schriftsteller Wolfgang Hildesheimer einmal formulierte, kann man die Eindrücke von Murks Bildern kaum beschreiben: «Die Bilder dieses Künstlers verursachen in mir ein Gefühl von grenzenloser Freiheit, von höchster Intensität schöpferischer, beinah mitvollziehbarer Aktion und oft von unbändiger Lust am Leben. Malen ist für Dea Murk ein Urbedürfnis. «Das Bedürfnis, zu gestalten, ist in mir schon immer vorhanden gewesen. Jedes Blatt, das ich in die Finger bekam, habe ich bemalt. Nur, meine Lehrer damals hatten daran nicht die reine Freude», erzählt der Künstler gut gelaunt.

In einer seiner letzten Arbeiten hat sich der Churer Maler scheinbar auch vom «sursilvanischen Goldfund» inspirieren lassen. «Schau her», sagt er ironisch und straft seine Worte gleich selbst Lügen, «sieht dies nicht aus wie das Surselva-Gold?». Was hingegen stimmt: Dea Murk nimmt an der BankArt Zürich 2001 teil. Vom 18. Mai bis 15. September kann seine Kunst-Bank in Zürich nicht nur betrachtet, sondern auch besessen werden.

Die Gesellschaft hinterfragen

Robert Cavegn, Maler: Viel von sich erzählen mag er nicht, der in Chur lebende und arbeitende Künstler Robert Cavegn. Und sagt er dann doch etwas, muss man genau hinhören, um die feine Ironie oder den feinen Witz heraus zu spüren, die seine Worte unterschwellig oft begleiten. Dafür erzählen seine Bilder das, was er dem Gegenüber verschweigt.

Nein, auch Cavegn lässt sich, gerade so wie jede(r) hier vorgestellte Künstler und Künstlerin, keineswegs einfach so schubladisieren. Gut so. Cavegn hinterfragt, ist kritisch, vielschichtig, stark naturverbunden, kann sich an der Natur erfreuen und jenen zürnen, die sorglos mit ihr umgehen. Das Staunen hat Robert Cavegn aber nicht verlernt. Er zeigt dies in manchen seiner Bildserien, wie etwa in seinen bunten, fröhlich-farbenfrohen Schmetterlingsbildern. Doch auch hinter dieser vordergründigen Fröhlichkeit verbirgt sich mehr als einfach die Faszination dieser Tiere. Cavegn zieht wie so oft auch hier Parallelen zu Problemen unserer Zeit: Zum ständigen Hin- und Hergerissensein des Menschen, zu den dadurch auch ausgelösten Völkerwanderungen.

Robert Cavegn arbeitet Themen bezogen. So sind auch seine feinfühligen Porträts bekannter Literaten, Dramatiker und Künstler entstanden. Viele von ihnen werden noch bis Ende Mai an einer Ausstellung im Stadttheater zu sehen sein. Hat Cavegn ein Thema ausgereizt, lässt er sich von einem anderen inspirieren. So kommt es, dass unterschiedliche Stile und Techniken seine Werke prägen. In seinen «geläuterten Landschaften» etwa führt er dem Betrachter subtil aber eben auch provozierend vor Augen, wie es denn ebenfalls sein könnte, ohne das Zubetonierte, Verbaute, Verunstaltete.

Robert Cavegn hat die Hochschule der Künste in Berlin besucht, lebte und arbeitete während vier Jahren in Rom und in Ligurien. Ihm wurde schon nach seinen ersten Künstlerjahren der Eidgenössische Kunstpreis verliehen. Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland haben den Churer weit herum bekannt gemacht, ebenso wie seine Gedichte. Er wird, wie Dea Murk, an der BankArt in Zürich mit einer von ihm gestalteten Bank vertreten sein.

Ausdrucksstark modelliert

Alba Minsch, Bildhauerin: Das Leben hat es nicht immer leicht gemeint mit ihr, hat sie aber reifen lassen. Auch in ihrer Ausdrucksform. Ihre Skulpturen sind ausdrucksstark, gefühlsstark, sinnlich; lassen eine starke und doch gleichsam sanfte Hand vermuten. Ein inneres Feuer treibt sie an, das sie vor rund sieben Jahren in die Bildhauerschule nach Zürich führte. Noch heute fährt Alba Minsch einmal in der Woche nach Zürich, um bei ihrem Lehrer am lebenden Modell arbeiten zu können. Ihr Atelier, während Jahren in Bad Ragaz in einem alten, kalten Haus eingerichtet, hat sie erst vor kurzem in ihr Haus nach Chur «gezügelt».

Alba Minsch arbeitet mit verschiedenen Materialien, wie Ton, Stein oder Wachs. Die von ihr modellierten Formen werden dann in Bischofszell in Stein oder Bronze in einer Auflage von höchstens vier Exemplaren gegossen, um dann entsprechend nachbearbeitet zu werden. Ein Riesenaufwand also, der hinter ihren Skulpturen steckt.

Die Churer Künstlerin hat schon viele Körper modelliert, feinfühlig und mit grossem Anspruch an sich selbst. «Das ist mein Weg», sagt sie, die sowohl stilistisch, abstrakt als auch frei arbeitet und mit Stockhammer, Raspel und Schleifpapier ebenso virtuos umgeht, wie sie mit ihren Händen formt und modelliert. Während Jahren hat Alba Minsch auch Bilder gemalt, sich dann aber ausschliesslich auf das Modellieren konzentriert. «Beides miteinander, das geht nicht. Wenn ich modelliere, habe ich keine Kraft mehr, um zu malen». Bis heute hat Alba Minsch ihre Arbeiten der Öffentlichkeit vorenthalten, nicht zuletzt, «weil ja auch sehr viel Persönliches in meinen Figuren steckt». Doch jetzt hat sie sich entschlossen, im Theatersaal im Schloss Haldenstein ihre erste eigene Ausstellung durchzuführen. Gleichzeitig zeigt sie Interessierten, wie sie arbeitet. Die Vernissage ist am 11. Mai, die Ausstellung selbst dauert bis 13. Mai.

Karin Huber