Zum Beginn des neuen Jahres wünschen wir unseren Leserinnen und Lesern alles Gute, Glück und Gesundheit. Der Jahreswechsel gibt einmal mehr Gelegenheit, sich aufs Neue zu besinnen, die guten Vorsätze einzulösen und alles besser zu machen als im letzten Jahr. Oder haben Sie gar keine Vorsätze gefasst? Nehmen Sie sich vor, wieder einmal ein Buch zu lesen, vielleicht den Grünen Heinrich. Es könnte ja sein, dass die OECD nochmals eine Studie macht und dabei feststellt, dass die Schüler noch schlechter geworden sind als bei der letzten Befragung.

 

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Stefan Bühler


Der Anfang

Diese hat nämlich ergeben, dass jeder fünfte Jugendliche in der Schweiz am Ende der obligatorischen Schulzeit höchstens einfache Texte verstehen kann. Einem Drittel geht gar die elementare Lesefähigkeit fast ganz ab. Der Grüne Heinrich würde hier mit Sicherheit sofort Abhilfe schaffen, auch wenn man ihn nur einmal liest.

Etwas besser da stehen wir in Sachen Mathematik, die letztjährige Befragung gab der Schweizer Jugend jedenfalls überdurchschnittliche Noten. Wobei der Fragekatalog recht simpel war. So nach dem Prinzip: Wenn zwei Menschen in einem Zimmer sind und drei hinausgehen, wie viele müssen kommen, damit das Zimmer wieder leer ist? Dabei wäre der Jahreswechsel mit dem Kalender bestens
geeignet für mathematische Gedankenspiele und zum arithmetischen Selbstversuch. Bereit dazu? Julius Cäsar legte 45 Jahre vor Christi Geburt den Beginn des Jahres vom 1. März auf den 1. Januar. Gleichzeitig wurde den einzelnen Monaten eine bestimmte Anzahl von Tagen zugeordnet und für jeweils vier Jahre ein sogenannter Schalttag eingefügt, um den Kalender mit dem rund 365 Tage dauernden Sonnenjahr in Einklang zu bringen. Die durchschnittliche Dauer eines Jahres nach dem Julianischen Kalender war allerdings mehr als elf Minuten
länger als das Sonnenjahr. So
betrug die Differenz zwischen Kalender und Sonnenjahr nach 128 Jahren bereits einen Tag. Papst Gregor XIII. glich diesen Fehler aus. Frage: Wie hat er das gemacht?
Hapern tut es nur mit der Sprache, insbesondere der deutschen. Dass uns die Sprachgelehrten mit ihrer Rechtschreibreform noch mehr Prügel zwischen die Beine gelegt haben, war nicht unbedingt notwendig. Und dass unsere Kindergärtnerinnen, Lehrerseminaristen und Gymnasiasten alle auf gleiches Hochschulniveau gezwungen werden, wird auch nicht gerade zu einer besseren, kinderkonformen Bildung beitragen. So wird sich die Schere weiter öffnen und die Schweiz noch mehr ins Hintertreffen gelangen. Hatten Sie einen guten Rutsch? Dieser "gute Rutsch" hat entgegen der verbreiteten Meinung nichts mit einem "Hinüberrutschen" ins neue Jahr zu tun. Der Ausdruck geht auf das hebräische Wort "rosch" zurück, was "Anfang" bedeutet, also den Beginn des neuen Jahres. Und am Anfang war bekanntlich das Wort. Wir sollten das nicht vergessen.
Stefan Bühler

PS: Papst Gregors Lösung lautete: In 400 Jahren entfallen dreimal die Schalttage.

Stefan Bühler