Gastro Chur/Umgebung

Die Beizen sind für Fasnacht bereit

Was wäre die Churer Fasnacht, ohne die Churer Wirtsleute. Sie sorgen in ihren dekorierten
Lokalen mit einem gastronomischen Kraftakt - drei Freinächte innert fünf Tagen - für das leibliche Wohl von Tausenden von Maskierten, Guggenformationen und Besuchern.

Wer sich in der Gilde der Wirtsleute mit der Fasnachtszeit identifiziert, stellt sein Lokal nicht nur als Verkaufsstelle der Fasnachtsplakette (Plakette inkl. Fasnachtsführer Fr. 10.-) zur Verfügung, sondern verwandelt das Interieur seines Gasthauses mit Pappe, Dekorationsmaterial, Kleister und Farbe fast bis zur Unkenntlichkeit. Mit wenigen Ausnahmen trifft das in der Churer Innenstadt auf alle Restaurants, Bars und Cafés zu.

Hexen, Harry Potter, Hanf

Was alles in unserer Stadt, im Land und auf dem Globus seit der letzten Fasnacht für Aufsehen erregt hat, wird mit verschiedenen Dekorations-Mottos in Erinnerung gerufen. In ein Harry Potter-Schloss verwandelt Philipp Schällibaum die Räumlichkeiten des Hotels Drei Könige, wo bereits am Freitagabend (8. Februar) die Post abgeht: Öffentliche Schparzordens-Verleihung und dem anschliessenden Fasnachts-Eröffnungsball mit der Tanz- und Show-Band "Avantic" und schränzenden Guggen. Bis am Sonntag 5.00 Uhr dauert der samstägliche Fasnachtsball im Drei Könige-Saal, wo sich am Sonntag von 15.00 bis 17.00 Uhr Kinder zu ihrem Fasnachtsball treffen. Das Drei Könige ist am Montagabend Station der Schnitzelbänkler (siehe nebenan). Im Anschluss an das Programm ist Tanz bis morgens um 4.00 Uhr angesagt. Am 4. Churer "Häfali-Ball" in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch wird im Drei Könige nochmals so richtig auf die Pauke gehauen.
Im dekorierten "Häxahuus" - das normalerweise "la strega" heisst - garantieren Gitte und "10-Bünda" von Freitag bis Aschermittwoch unter anderem mit einem speziellen Zaubertrank, dass niemand krankheitshalber der Fasnacht fernbleiben muss. "Geistlichem" widmet sich auch das "Freieck" und will mit einer eigens kreierten Dekoration die Hanf-Liberalisierung vorantreiben. Am Fasnachts-Samstag und -Dienstag ist im Saal Rambazamba mit Live-Musik von "Happy Hans" angesagt, im Restaurant kann man sich
mit bodenständigen Fasnachtsgerichten stärken, im "Federal" heisst es "sehen und gesehen werden" mit Miss Rätia und dem Modelteam und vor dem Haus an der Reichsgasse brutzeln Grilladen und andere Gerichte.

Alle Masken ins Marsoel

Der Marsoel-Saal hat am Guggenball vom 26. Januar die Feuertaufe der diesjährigen Fasnacht mit Bravour bestanden. Richtig los geht es am 2. Februar, eine Woche vor dem offiziellen Beginn des Narrentreibens, mit dem "Koschtümeröffnungs-Ball". Für Einzelmasken, Fasnachtsgruppen, kostümierte Pärchen etc. ist der halbe Weg auf den Hofhügel ein Muss. Denn gegen Mitternacht beglückt die Jury an der Maskenprämierung die ausgefallensten und fantasievollsten "Erscheinungen" mit den heissbegehrten Preisen. Zur grossen Ball-Nacht ladet die Fasnachtsvereinigung am 9. Februar ins Marsoel, wo in den späten Morgenstunden die Putzequipe den Saal fegt und lüftet, auf dass am Sonntag um 14.00 Uhr die Churer Kinder ihre Fasnacht mit Kostümprämierung genussvoll feiern können. Vorgängig, um 13.45 Uhr, treffen sich die jüngsten FasnächtlerInnen zum Kinderumzug auf dem Arcas.

Keine Morgenmuffel

Auf die Nachfrage reagiert hat das Café Restaurant Merz an
der Bahnhofstrasse. Weil nach durchzechter Nacht auch mal der Magen nach fester Nahrung knurrt, öffnet Hampa März sein Haus am Sonntag (10. Februar) und Aschermittwoch um 3.00 Uhr. Ebenfalls am Aschermittwoch lässt sich im Café Caluori an der Poststrasse ab 6.00 Uhr frühstücken und etliche Beizen (z. B. das "Edelweiss") kennen gar keine Schliessungszeiten. An diesen "Quellen der Stärkung" bereiten sich die Guggen und Masken, die überlebt haben, auf den "Kleinen Umzug" vor, zu dem man sich um 7.30 Uhr in der Storchengasse formiert.

Nahtlos zum Frühstück

Auch wenn sich am Dienstagabend die Strassenfasnacht nochmals richtig aufbäumt, ist doch die Nacht vom Samstag auf den Sonntag der Höhepunkt in Sachen Gässeln, Ein- und Auskehren. Es ist auch die Nacht, in der die meisten BeizerInnen den Wirtshausschlüssel gar nicht brauchen. Zum
Beispiel im Calanda können Närrinnen und Narren bei Live-Musik nahtlos ins Kater-Frühstück vom Sonntagmorgen übergehen. Sowohl Samstag- wie Dienstagnacht backen Rösti-Pizzas vom "Patatoe Joe" im "Eagle-Horst Saloon" unter musikalischen Klängen von Arturo Casanova, in der volldekorierten "Chesa" stärkt man sich an Pizzas nach italienischem Gusto, in der "John Bull Bar", wie auch in der "Hemingway" fallen die Türen sowieso nie ins Schloss (Gleiches gilt auch für die "Schmidstube" und die "Bierhalle") und bei Ali Baba hält man sich mit scharfen türkischen Spezialitäten wach. Hochstimmung bei Musik trifft man ebenso im "Capellerhof" an und in der "Confetti-Bar", der Teufelsküche, wird es wieder höllisch heiss.

Für Fasnachtsabstinenzler

Dass etwelche AltstadtbewohnerInnen ob dem Lärm der närrischen Nachtmädchen und -buben das Weite suchen, ist verständlich. Allzu weit müssen sie aber nicht gehen, um fasnächtliche Stundn in Ruhe und in gediegener Atmosphäre zu verbringen. Das gemütliche Restaurant im "Romantik Hotel Stern" wird bewusst "clean" gehalten und bietet an Stelle von Hektik gastronomische Highlights. Ein ruhiger Pol in den Fasnachtswogen ist auch das "Duc de Rohan", wo die Kombination von Gastfreundschaft und Kulinarik wie immer für Begeisterung sorgt. Im "Duc" wird überigens am 15. Februar das "andere Restaurant" namens "Pinot Noire" im Kellergeschoss eröffnet, ein Treffpunkt, wo man in lockerer Atmosphäre bis in die späten Abendstunden bei Speis und Trank zusammensitzt. Wer Mussestunden und Gaumengenüsse dem Fasnachtstreiben vorzieht, findet solches auch im "Basilic". Die aus der Stadt hochschwappenden Dezibel-Reste der Guggenmusiken werden aber die Gäste daran erinnern: In Chur ist Narrenzeit.