Partnerstadt

Zillertaler Herzlichkeit hat es Churern angetan

Der Ferienort Mayrhofen im österreichischen Zillertal ist für die Churer immer wieder ein Anziehungspunkt. Allerdings wissen die wenigsten, dass Mayrhofen die "Partnerstadt" von Chur ist.

Text: Karin Huber

Das Zillertal kennt, zumindest vom Namen her, fast jede(r). Genau am Scheitelpunkt des Zillertales, gerade dort, wo sich dieses in die vier Seitentäler Zillergrund, Stillupgrund, Zemmgrund und Tuxertal aufteilt, liegt der Ferienort Mayrhofen. Der Ort, der im Zentrum fast schon mit städtischem Gepräge aufwartet, pflegt die Partnerschaft mit Chur seit der Gründung der "Jumelage", der europäischen Städtegemeinschaft, die im Jahr 1956 ihren Anfang nahm. Die freundschaftlichen Bande haben die Jahre überdauert.
Abgesehen von den jährlichen Zusammenkünften der Bürgermeister finden die Kontakte sowohl mit Mayrhofen als auch mit den übrigen Partnerstädten mehr noch auf privater Basis statt. So sind in langen
Jahren mit Mayrhofen unzählige Begegnungen erfolgt. Hüben wie drüben hat man sich kennen und vor allem schätzen gelernt, tauscht Erfahrungen aus und pflegt ebenso gesellschaftlichen Umgang.

Grosse Sympathien

Der Churer Tourismusdirektor Peter Laube hatte die Churer Partnerstadt Mayrhofen schon mehrmals besucht. Wie für Bad Homburg (vgl. letzte Ausgabe) hegt er auch für diesen Zillertaler Ferienort grosse Sympathien. Laube weiss zudem, dass Mayrhofen bei vielen Churern sehr beliebt ist. Und auch der ehemalige Stadtrat Josef Rogenmoser, der sowohl von "Amtes wegen" als auch privat des Öfteren im Zillertal weilte, hat dort immer wieder Churer getroffen. "Vielen von ihnen war es indessen nicht bewusst, dass Mayrhofen eben auch Churer Partnerstadt ist", stellte Rogenmoser bei seinen Besuchen mehrfach fest. Delegationen aus dem Zillertal,
allen voran Günther Fankhauser, Bürgermeister von Mayrhofen, hätte man allerdings ebenfalls immer wieder in Chur begrüssen können. "Der Ferienort", sagt Rogenmoser, "ist sehr aktiv. Chur", stellt er fest, "wird dort zudem touristisch gut 'verkauft'".
Die Bedeutung der Partnerstädte ist heute eine etwas andere als in den Jahren nach deren Gründung. "Heute stehen vermehrt die gesellschaftlichen Aspekte im Vordergrund", merkt Rogenmoser an. "Nach den Kriegs- und Aufbaujahren war für die Partnerstädte vor allem eine finanzielle und moralische Unterstützung wichtig. Glücklicherweise haben sich die Bedürfnisse im Laufe der Jahrzehnte geändert und auch die Probleme sind heute auf einer anderen Ebene angesiedelt". Für die Beteiligten steht dennoch fest, dass man die guten Beziehungen unbedingt pflegen sollte. Rogenmoser bedauert deshalb auch, dass der Jugendaustausch zwischen Chur und Mayrhofen nicht so gut funktioniert wie etwa
zwischen Chur und der Partnerstadt Cabourg. "Vermutlich", resümiert er, "sind die Unterschiede einfach zu wenig gross."

Österreichische Herzlichkeit
Einer, der die Partnerstädte während seiner Amtszeit ebenfalls immer wieder besucht hat, ist der ehemalige Stadtschreiber Dieter Heller. An Mayrhofen habe er "ganz hervorragende Erinnerungen", sagt Heller. Ihm hat es vor allem die "österreichische Herzlichkeit" angetan. "Davon können wir noch viel lernen." Für sich stellt Heller fest, dass die Partnerschaften auf amtlicher Ebene ganz generell "nicht sehr gut gepflegt" worden sind. "Aber es wurde immer versucht, mit der Bevölkerung in Kontakt zu kommen." Daraus hätten sich dann oft viele private Begegnungen ergeben.

Die Lage von Mayrhofen vergleicht Peter Laube in etwa mit der von Chur. "Im Tal der schöne Ort, ringsum viele Berge und viele Brambrüeschbahnen." Ähnlich seien sich zudem die Menschen: "Da wie dort haben sie eine gewisse Offenheit, sind jedoch in kulturellen Dingen eher schollenverbunden." Als die Stadt Chur Anfang der 90er Jahre den Versuch startete, Mayrhofen der Churer Bevölkerung etwas näher zu bringen, indem man am Hegisplatz extra einen Festplatz für die Zillertaler einrichtete, ist der Anlass
wegen des Dauerregens allerdings buchstäblich ins Wasser gefallen … "Ein zweiter Versuch", so Laube, "ist leider nicht mehr zustande gekommen, weil uns dafür ganz einfach das Geld fehlt." Den "guten Beziehungen" hat dies dennoch keinen Abbruch getan, wie Laube feststellt.

Mayrhofen

Seit bereits mehr als 100 Jahren kommen Gäste aus aller Welt in den idyllisch gelegenen Ort Mayrhofen. Das traditionelle
Erscheinungsbild mit alten Bauernhöfen und alter Handwerkskunst konnte der Ferienort weitgehend bewahren. "Ein Stück Tirol und ein Stück Welt zugleich - das ist Mayrhofen", sagen die Tourismusexponenten. "Denn hier begegnen sich Fortschritt und Geschichte, Tradition und internationales Flair. Urige Berghütten, moderne Bars, schrille Mode, ländliche Trachten."
Mit rund 3600 Einwohnern ist Mayrhofen die drittgrösste Gemeinde Tirols (630 m ü. M.). 440 Betriebe bieten insgesamt 8680 Betten an. Der Ferienort ist vor allem für deutsche Gäste ein attraktives Ziel. In der Statistik erscheinen die Schweizer immerhin noch mit 4,5 Prozent auf.
Im Europahaus, konzipiert als modernes Kongress-, Veranstaltungs- und Sportzentrum, ist u. a. auch das Churer Wappen verewigt. Zu den bekanntesten "Wahrzeichen" zählt die Zillertalbahn, eine Schmalspurbahn, die von Jenbach bis Mayrhofen auf einer Länge von 32 km fährt. Sehenswert in Mayrhofen sind die alten Zillertaler Bauernhäuser, die Pfarrkirche mit dem Deckengemälde "Rose von Jericho". Beliebt ist auch das Erlebnisbad mit seiner 101 m langen Wasserrutsche, dem Crazy River und den Massagegrotten. Die Welt der Milch- und Käseproduktion erleben die Gäste in der Erlebnis-Sennerei Zillertal auf einer Fläche von 6000 m2.
Während den Sommermonaten bietet der Ferienort über 200 km markierte Wanderwege, den Klettergarten "Die Ewigen Jagdgründe" in Ginzling und zahlreiche Sportmöglichkeiten von River-Rafting über Kajak, Biking, Angeln bis zum Sommerskilauf am Hintertuxer Gletscher. Im Winter verfügt das Zillertal über ein riesiges zusammenhängendes Skigebiet mit über 270 km Pisten, über neun Langlaufloipen und vieles mehr.