Maiensäss

Ein Tag raus aus den Schulstuben!

"Maiensässfahrt": ein magisches Wort nicht nur für die Schuljugend von Chur. Wenn am 23. Mai - oder an einem der folgenden Reservedaten - die Jugendschar zu den Maiensässen rund um die Stadt aufbricht, berührt das auch ihre in Chur aufgewachsenen Eltern.


Text: Walter Schmid

Die Maiensässfahrt, der wohl innigste und auch älteste Brauch von Chur, ist in der Zunftzeit entstanden. 1835 wurde zuhanden des Schulrates der Wunsch geäussert, man möge doch zur Ermunterung für Lehrer und Schüler ein allgemeines Fest im Frühling oder Herbst veranstalten. Die Idee hatte gegriffen und wird seither alle Jahre im Frühling praktiziert. In den Anfängen nahm zeitweise die ganze Bevölkerung am Ausflug teil, wobei es, so berichtet ein Chronist, unter den Erwachsenen oft zu Ausschreitungen, Saufgelagen und Prügeleien gekommen sei. Die "Querelen" sind glücklicherweise vorbei, wenn man davon absieht, dass bis zur Integration der Hofschule in die Stadtschule (Mitte der Sechzigerjahre des letzten Jahrhunderts) die SchülerInnen der beiden Institutionen aus heute kaum nachvollziehbaren Gründen getrennt und an separaten Tagen die Maiensässfahrt begingen - oder begehen mussten.

3300 Jugendliche unterwegs

Seither gilt für alle KindergärtnerInnen und VolksschülerInnen von Chur das gleiche Datum und man lässt sie zusammen mit ihren Lehrerinnen und Lehrer unter sich. Um sieben Uhr frühmorgens zieht die nicht enden wollende, rund 3300-köpfige Schülerschlange mit einigen Dutzend Lehrkräften gemeinsam durch das Obertor aus der Stadt, und sucht in mehr- oder wenigerstündigen Wanderungen die über Chur gelegenen Maiensässe auf. Zurück bleibt eine kinderlose Stadt, was - auch das ist Tradition - von vielen Müttern für oft stundenlange Kaffeekränzchen genutzt wird.
Auf dem "Schönegg", dem "Mittenberg", dem "Känzeli", dem "Fülian", bei der "Wisshütte" oder auf "Brambrüesch" toben sich derweil die Kinder aus und vergessen auf den grünen Wiesen und in den Wäldern bei Spiel, Spass und Picknick - und mit Handys und Walkmans ausgerüstet - den Schulstress.
Ihre Rückkehr erwartet am späten Nachmittag die Spalier stehende Bevölkerung von Chur. Die müden aber glückstrotzenden Kinder und Halbwüchsigen ziehen mit russgeschwärzten Gesichtern in einem Wald aus Haselstauden und begleitet von Blasmusik- und Ländlerformationen vom Martinsplatz via Poststrasse und Grabenstrasse zur Quaderwiese. Es folgt der gemeinsame Gesang des Churer Stadtliedes (siehe unten) und des Maiensässliedes aus den Kehlen der Churer Schuljugend; und kaum ein Aussenstehender kann dann begreifen, dass manchen Eltern, in Erinnerung an die eigene Schulzeit, ein paar wehmütige Tränen über die Backen kollern.
Den für die SchülerInnen absoluten Höhepunkt des Tages setzt in diesem Jahr der Präsident der Maiensässkommission, Primarlehrer Silvio Peder, indem er auch heuer die von unbeschreiblichem Freudengeschrei begleitete Botschaft: "… und moora isch schulfrei!" verkündet.

Maiensäss-Termine 2002

Donnerstag, 23. Mai
Dienstag, 4. Juni
Mittwoch, 5. Juni
Donnerstag, 6. Juni
Dienstag, 11. Juni
Mittwoch, 12. Juni
Donnerstag, 13. Juni
Auskunft über die
Durchführung Tel. Nr. 1600