Wir drücken unserer Leserschaft alles Gute zum Neuen Jahr. Und beginnen schon den ersten Satz mit so einem saublöden Sprervecher. Wir bitten deshalb, die Panne am Anfang zu verzögern, es passiert halt manchmal in einem Abfall geistiger Anwesenheit. Das sind dann die Momente, wo man am liebsten ins Grab beissen möchte, obwohl es nur Probleme sind wie du und ich.
Reden ist Schweigen und Silber ist Gold – das weiss die Menschheit, seit sie sprechen kann. So lange gibt es sie auch, die Versprecher.

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Stefan Bühler


Sprervecher

Die ganz normalen, nicht jene der Politiker, die sich auch gerne als Versprecher hervortun, ohne dann etwas davon zu halten. Deren gedruckte Reden mit dem Satz beginnen: «Es gilt das gebrochene Wort.» Nein, es sind die Versprecher des Alltages, die meist harnlos sind, aber eben halt nur meist.
Sigmund Freud hat sie vor 100 Jahren schon unter die Lupe genommen. Ein Versprecher, der tief blicken lässt, ist auch heute noch ein «Freud’scher Versprecher». Bei dieser Spezies kommt dann eben alles zum Vorschwein, was man lieber verbergen möchte. Etwa bei alt Regierungsrat Peter Aliesch. Weil er nach wie vor der Meinung ist, dass er eine aufrechte Haut hat. Da kann der Direktor des Schweizerischen Presserates, Steter Puder, noch lange sagen: «Wir sollten pfleglicher mit einander untergehen». Übrigens muss man mit Namensversprecher höllisch aufpassen, sonst werden sie am falschen Ort platziert. Beim Fernsehen kam es deshalb schon vor, dass Vetter Wernerli als Moderator angekündigt wurde. Da fiel es dann schon nicht mehr auf, als sich die Ansagerin Flavia Schnyer zum Lendenschuss, pardon, Sendeschluss wie folgt verabschiedete: «Dann schlafen Sie jetzt alle gut miteinander.»
Manchmal braucht es auch einen Wink mit dem Faulzahn, damit einer überhaupt merkt, dass er sich vergaloppiert hat. Der ehemalige Davoser Regierungsrat Hans Stiffler hat immer gemeint, grobo modo müssten seine Fremdsprachenkenntnisse langen, was grosso modo nicht immer hinhaute. Korrigiert wurde auch ein anderes Regierungsmitglied im Anschluss an die öffentliche Trauerfeier für einen im Amt verstorbenen Brigade-Kommandanten. In seiner Ansprache gratulierte der damalige Bündner Millionärdirektor Reto Mengiardi in Anwesenheit von Bundes-Kaspar Villiger der Trauerfamilie. Die Anwesenden fielen aus allen Socken. Was übrigens auch dem Schreibenden passierte, als seine Schwiegermutter ihm nach der Trauung zur Ehe kondolierte. Und dabei zuallerletzt an Freud dachte, ohne dass dieser Versprecher weichreitende Konsequenzen gehabt hätte.
Zu weit ging kürzlich eine Dame von der Credit Suisse, als wir nachfragten, weshalb die Pin-Code-Karte nicht mehr funktioniere: «Schauen Sie auf ihrer Hinterseite, ob Sie ein Ablaufdatum haben.» So genau möchte ich das eigentlich selbst nicht wissen.
Am liebsten ist uns aber immer noch die Polizei, die immer verspricht, was sie hält. Wenn die Frau des bergwärts fahrenden Landrovers verletzt wird, dann ist das schon ekelhart. Ansonsten liegen keine Verkehrsmeldungen über weitere Polizeistörungen vor. Im letzten November, als die Oberländer bei strömendem Wetter vom Regen überrascht wurden, hatten die lokalen Medien ihre Höhepunkte. Die hatten ihre Sendungen so gefickt eingeschädelt, dass man vor lauter Wiederholungen schon nichts mehr Negateiliges sagen möchte.

Stefan Bühler

 

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