Der Narren-Count Down läuft

Noch deutet in den Strassen und Gassen nichts auf das bevorstehende närrische Treiben hin. Die Fieberkurve zeigt jedoch nach oben – zumindest bei jenen, die den 28. Februar und die folgenden Tage herbeisehnen. Und sie bereiten sich mit Hochdruck darauf vor.

Text: Walter Schmid

«Ranzawärmer» und «Parniffel», «Fassgaschi» und «Grischunaflöh», «Scalära Kligga» und «Schnuderbeerischniffer» sind nur ein paar Namen verschworener Churer Fasnachts-Banden. Schon seit Wochen sind sie in ihren geheimen Verstecken daran, ihre Ideen auf die Wagen zu bringen, die am Umzug vom Samstag, 1. März, durch die Innenstadt ziehen. Gebaut wird an vielversprechenden Sujets wie «Schloss Hotel Sennhof», «Harry Ammann/Simon Potter», «Brambus-Bahn», «Steuererhöhung», «Arsch de plage».

Opening mit Guggaball
Den musikalischen Part des Umzuges bestreiten traditionsgemäss rund zwei Dutzend Guggen aus Chur, der näheren und weiteren Umgebung, die nicht nur mit ihrem schränzenden Sound, sondern auch mit ihrem Outfit begeistern. Davon kann man sich bereits am Samstag,
8. Februar, überzeugen, wenn im Marsoel-Sal der 4. Guggaball der Schamaroper-Poper aus Chur über die Bühne geht. Aus Anlass ihres 10-jährigen Jubiläums spielen zwischen 19.00 und 4.00 Uhr sieben Formationen auf. Hier können sich auch bisherige Nicht-Fasnächtler den nötigen Narren-Spirit holen. Denn es bleibt noch genügend Zeit, sich auf die Tage zwischen dem 28. Februar und 5. März vorzubereiten.
Wer nicht selbst des Schneiders Handwerk beherrscht, kann sich bei den Kostümverleihern eindecken. Esther Truttmann am Postplatz ist seit Jahren eine Adresse, wo Gewänder aller Couleur vermietet, Perücken verkauft und geschminkt werden. Ab 1. Februar ist ihr Coiffure-Geschäft jeweils samstags von 11.00 bis 17.00 Uhr für FasnächtlerInnen geöffnet. Ab 8. Februar bis 4. März zudem von Montag bis Freitag zwischen 16.00 und 20.00 Uhr.
Eine Top-Adresse ist auch die «Kostümeria» an der Salvatorenstrasse 82. Marianne Bundi und Daniela Göpfert halten hier über 400 Kostüme zur Ausmietung bereit. «Sie sind teilweise selbst genäht und gerade diese Unikate erfreuen sich einer sehr grossen Nachfrage, da man als Fasnächtler sicher nicht auf Doppelgänger trifft», erklärt Daniela Göpfert. Das Sortiment wird jedes Jahr mit neuen Modellen erweitert um den aktuellen Trends Rechnung zu tragen. Die Elvis-Kostüme werden dieses Jahr wohl so gefragt sein, wie letztes Jahr die Moorhühner. Ein grosses Sortiment an ausgefallenen Perücken sowie vielerlei Zubehörartikel runden die Produktepalette ab. Auch Sonderwünsche, wie vor allem Perücken und Accessoires, können erfüllt werden. Auch diesbezüglich gelte, so Göpfert, je früher desto besser … Geöffnet ist die «Kostümeria» ab 1. Februar, jeweils Montag bis Freitag von 18.00 bis 20.30 Uhr und samstags von 9.00 bis 12.00 Uhr. Ausserhalb dieser Zeiten kann man selbstverständlich Termine telefonisch vereinbaren (Marianne Bundi 079 235 20 42, Daniela Göpfert 079 639 22 00). Infos über die «Kostümeria» gibts auch auf www.verkleiderei.ch

Start mit «Schparz»
Ab 13. Februar, noch bevor der grosse Kostümeröffnungsball vom 22. Februar im Marsoel endgültig die Fasnachtsglocken läuten lässt, ist die noch einzige Churer Fasnachtszeitung erhältlich. In neuem Outfit, mit spitzer Zunge und spitzer Feder wird im «Schparz» Rückblick auf die vergangenen 12 Monate gehalten. Wer also pointiert wissen will was sich zugetragen hat, kommt nicht darum herum, der Kioskfrau oder den «Schparz»-VerträgerInnen 4 Stutz in die Hand zu drücken.
Im Blatt steht auch, wer in diesem Jahr den begehrten «Schparzorden» erhält. Ihr oder ihm wird die Trophäe wie jedes Jahr bereits am Freitag an der öffentlichen Ordensverleihung an die Brust gehängt. Um 20.00 Uhr beginnt der «Festakt» mit Laudation, Sketches, Lobhudeleien usw. im 1. Stock des Hotels Drei Könige.
Spätestens dann hat auch jede Churerin und jeder Churer die offizielle Fasnachtsplakette 2003 am Dekolleté oder am Tschopen-Kragen. Sie berechtigt zur freien und unbelästigten Besichtigung des Umzuges vom Samstagnachmittag (Beginn um 14.00 Uhr). Mit dem Kauf der Plakette werden in erster Linie die Kliggen honoriert, die mit der Openair-Veranstaltung in der Innenstadt einen ersten Höhepunkt der diesjährigen Fasnacht setzen.
Die Fortsetzung des Umzuges mündet in der landesweit bekannten Churer Strassenfasnacht, die bis in die frühen Morgenstunden des Sonntags reicht. Und manche durchnächtigte Maske reiht sich sogar um 14.00 Uhr in den Kinderumzug ein, der punkt 14.00 Uhr auf dem Arcas startet. Für närrisches Treiben unter den jüngsten FasnächtlerInnen sorgt bereits am Mittwoch, 26. Februar, der katholische Frauenverein. Er lädt um 14.30 Uhr alle maskierten und geschminkten Kinder zu Musik, Tanz und einem Zvieri ein. Höhepunkt ist die Prämierung der originellsten Masken, die nicht nur von einem Konfettiregen überschüttet werden.

Lachsalven erfüllen die Stadt
Bereits zum 13. Mal wird die gebündelte Kraft der Churer Schnitzelbänkler auf den Montagabend (3. März 2003) fokussiert. Beizer Philipp Schällibaum hatte – trotz bleischwerem Kopf – an einem Fasnachtsmorgen 1989 die Idee dazu. Und so viele Jahre wie der Traditionsanlass auf dem Buckel hat, so viele Gruppen sorgen wiederum dafür, dass die Gassen leergefegt und die Schnitzelbanklokale vollgepfercht sind. Wer also in den Genuss des bauchmuskelstrapazierenden Anlasses kommen will, tut gut daran, sofort (!) einen Platz in einem der sieben offiziellen Lokale zu reservieren (siehe Kästchen).

Für Unverwüstliche
Die standhaften FasnächtlerInnen heben am Dienstagabend nochmals richtig ab. Denn in den Sälen, Beizen und auf den Gassen werden ultimative Gelegenheit geboten, nochmals so richtig auf die Pauke zu hauen. Wer diese Nacht verpasst, muss wieder ein Jahr warten. Es sei denn, man gehöre zu den Hardcore-Fasnächtlerinnen und -Fasnächtlern. Diese treffen sich im Morgengrauen des Aschermittwochs um 7.30 Uhr in der Storchengasse oder im «Edelweis». Von dort ziehen sie mit den letzten noch zu mobilisierenden Kräften im Takt der furchtbar schräg tönenden Guggenmusiken durch die erwachende Stadt. Vor Jahren waren es rund 20, letztes Jahr zehnmal so viele und heuer will man mit dem «Abräum-Umzug» eine ernst zu nehmende Gegendemo zum grossen samstäglichen Umzug lancieren.

Aktuelle Infos zu Fasnachtsanlässen folgen im Churer Magazin vom März, das am 27. Februar erscheint.

 

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