«Das Museum soll ein offenes
Haus sein»

Nach 20-jähriger Tätigkeit als Direktorin des Rätischen Museums hat Ingrid Metzger auf Beginn dieses Jahres das Zepter ihrem Nachfolger Jürg Simonett übergeben. Der 50-jährige Historiker will das Haus an der Hofstrasse tiefer ins Bewusstsein der Bevölkerung tragen.

Text und Bilder: Walter Schmid

Seit 1872 ist im Haus «Buol» an der Hofstrasse das Rätische Museum untergebracht. Die Sammlung umfasst archäologische, kulturgeschichtliche und volkskundliche Objekte aus dem ganzen Kanton Graubünden von der Ur- und Frühgeschichte über das Mittelalter, die Renaissance und den Barock bis ins 19. und frühe 20. Jahrhundert.
An oberster Stelle der Museums-Exekutive steht seit dem 3. Januar 2003 der in Chur wohnhafte Historiker Jürg Simonett. Er ist an jenen Ort zurückgekehrt, wo er von 1978 bis 1983 bereits als wissenschaftlicher Assistent tätig war.

Nicht nur Ausstellung
Simonetts Ziel ist es, das Haus für das Publikum generell noch vermehrt zu öffnen. «Bis zum Herbst bauen wir zum Beispiel die Museumspädagogik aus. Die Schülerinnen und Schüler sollen ertasten und hören können, was sie sehen, es wird ihnen Gelegenheit geboten, Forschungsaufträge im Hause durchzuführen usw.», so Simonett. Ebenfalls neu ausgerichtet werden die klassischen Führungen für Erwachsene. «Die Veranstaltungen sollen über die üblichen Ansprachen hinausgehen, es soll diskutiert, geredet und kommuniziert werden», so Simonett. Weiter Ausbauen will der neue Direktor auch die kulturellen Anlässe mit themenbezogenen Diskussionen oder Vorträgen. «Generell soll das Rätische Museum ein Ort der Begegnung sein, wo öffentliche Veranstaltungen durchgeführt werden und nicht nur Ausstellungsgegenstände zu besichtigen sind.»
Mit verschiedenen Aktivitäten will Simonett vermehrt auch näher an die Gegenwart heranrücken. «Denn jeder noch so alte Gegenstand», so Simonett, «kann in Bezug zur heutigen Zeit gebracht werden.» In dieses Kapitel fällt auch eine interessante Sonderausstellung über Einwanderer aus Italien, die im November 2003 eröffnet wird.
Ein weiteres Bestreben besteht darin, vermehrt auch mit dem Bündner Kunstmuseum und dem Bündner Natur-Museum zusammenzuarbeiten und Synergien zu schaffen. «Es gibt unendlich viele Themen mit gegenseitigen Berührungspunkten, wo jedes Museum aus seiner Sicht etwas dazu bringen kann.»

Logistische Probleme
Eine wohl längerfristige Aufgabe sei es, die unglückliche dezentrale Lage der verschiedenen Museumsbereiche möglichst unter ein Dach zu bringen, «was allerdings nicht leicht sein wird», so Simonett. Die Verwaltung liegt an der Quaderstrasse, die Objekte, die nicht ausgestellt sind, lagern im Kulturgüterschutzraum im Schloss Haldenstein, Fotograf und Restaurator arbeiten im Konvikt an der Aroserstrasse und das Museum befindet sich am Hof-Hügel. Hier dränge sich eine organisatorische Überarbeitung der Institution auf, ist Simonett überzeugt, «und schliesslich sollte auch der Direktor so nahe wie möglich bei den Museumsbesuchern sein».

 

zurück