Spare in der Zeit, so hast du in der Not. Das Problem ist nur, dass wir jetzt offensichtlich bereits den Notfall ohne Erspartes haben. Die Sparvorschläge der Bündner Regierung, die ab dem 11. Juni vom Grossen Rat zerzaust werden, sind ein klassisches Beispiel für Notnagelpolitik. In guten Zeiten hat man aus dem Vollen geschöpft, in schlechten Zeiten schröpft man die Guten. Will heissen, die Steuerzahler, die ja kaum etwas dafür können, dass sich Politiker ihre Denkmäler gesetzt haben. Das gilt selbstverständlich nicht für die amtierende Regierung, die sich redlich darum bemüht, mit dem Damoklesschwert den gordischen Knoten auf dem Ei des Kolumbus zu durchschlagen.

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Stefan Bühler


Sparen

Nach dem abgewandelten Sprichwort: «Spare in der Not, dann hast du Zeit dafür». Natürlich gäbe es wie immer für komplizierte Fragestellungen auch einfache Antworten. Mit einem Personalabbau in der Verwaltung um zehn Prozent könnten wir uns all die unangenehmen Sparübungen ersparen. Vielleicht genügt es schon, wenn niemand mehr neu angestellt wird. Es wäre nützlich, wenn zum Beispiel an der Tür der Staatsanwaltschaft der Aushang angebracht wird: «Hier werden nur mehr Strafverfahren eingestellt.»
Jack Welsh, der zwei Jahrzehnte General Electric, einen der weltgrössten Konzerne, erfolgreich geleitet hat, erzählt in seiner Autobiografie, wie man das macht. Jedes Jahr mussten 10% der schlechtesten Mitarbeiter entlassen werden. Über diesen Anteil an faulen Eiern verfügt schliesslich jede Firma. Den Abteilungsleitern gefiel die Massnahme im ersten Jahr. Etwas schwieriger wurde es im zweiten und dritten Jahr, weil die nach unten offene Qualifikationslatte automatisch höher gelegt wurde. Mit jedem Jahr merkten die Verantwortlichen, dass sie wohl eine gute Lösung hatten, die aber immer weniger zum Problem passte. Qualifizierte Mitarbeiter wurden entlassen und von der Konkurrenz noch so gerne übernommen. Jack Welsh galt lange Zeit als bester Manager der Welt, inzwischen hat ihn sein eigenes Rezept eingeholt. Nachdem auch in seiner zweiten Ehe die Zehnprozentklausel zum Tragen kam, will er die 50% Abfindung nicht bezahlen, die seine traumalische Ex fordert. Darum merke: auch einfache Rezepte müssen auf ihre Spätfolgen geprüft werden.
Zurück zu den echten Sparanstrengungen. Da scheint es fast, dass man die Lösung gefunden hat, aber das Problem dazu fehlt. Ein Defizit im öffentlichen Staatshaushalt in schlechten wirtschaftlichen Zeiten sollte keine Hyperventilation auslösen. Das zeugt schliesslich von Bürgernähe und antizyklischem Verhalten. Wenn es die Regierung nicht besser kann, warum soll es uns einfachen Bürgern gelingen? Dann schreiben wir halt auch diesen Sommer unsere Ansichtskarten: «Ich stehe hier am Mittelmeer und habe keine Mittel mehr.» Hauptsache Ferien. Es ist doch beruhigend zu wissen, dass auch die Besserverdienenden mit dem Geld nicht umgehen können.
Wir möchen auf jeden Fall ein gues Beispiel für Sparansrengungen nach dem Konzep der kommenden Grossrasdebae sein – wir sezen dieses konsequen um und sparen uns unnöige Buchsaben wie etwa den T. Daraus erkennt man dann, wie das Ergebnis nach besagter Debatte aussehen wird. Löchrig, dafür unnütz.

Stefan Bühler

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