Was wird uns der Monat Juli für ein Wetter bescheren? Wenn es läuft, wie vor einem Jahr, haben wir den Sommer schon hinter uns. Die schönsten Sommerwochen gabs im Juni und das war es dann auch. Meteo vom Schweizer Fernsehen muss den Platz an der Sonne auf dem Dach des Hochhauses bald aufgeben. Wenn es blitzt und donnert, soll es dort gefährlich sein. Das Schicksal meint es nicht gut mit dem Fernsehen: Über dem Studio lacht die Sonne, über die neuen Ansagerinnen die ganze Welt, und ab 10. Juli kommt der Südanflug auf Kloten. Die Zuschauer freut’s: Die Fehlprognosen hört man wegen des Fluglärmes weniger und, wer weiss, vielleicht wird der ganze Studio-Plunder durch den ersten Airbus 320 vom Dach gefegt.

buehler.jpg (7132 Byte)
Stefan Bühler


Hundstage

Dabei hat der offizielle Sommer eben erst begonnen, an jenem heissen 21. Juni, als in Chur über 30 Grad im Schatten gemessen wurden. Es war überhaupt der heisseste Juni seit 139 Jahren (Zählung Meteo), schon wieder ein vorgezogener Sommer, muss man befürchten. Seit 250 Jahren (Zählung Klimahistoriker) gibt es Klimamessungen und noch in keinem einzigen Monat hat es eine Abweichung von 6 Grad über dem Durchschnitt gegeben. Die Hitze trifft offenbar alle direkt ins Hirn, wenn sie mit Zahlen zu tun haben. Bei der Auszählung von Abstimmungen liegt die Abweichung im zweistelligen, bei Klimafragen im dreistelligen Bereich.
Dabei kommen die Hundstage doch erst. Auch wenn es hundeheiss wird, in Wirklichkeit haben sie nichts mit Hunden zu tun. Der Begriff entstand schon vor Jahrtausenden, als die Menschen noch die Sterne für das Wetter verantwortlich machten. «Hundstage» ist die Bezeichnung für eine Schönwetterperiode in der Zeit vom 23. Juli bis 24. August. Benannt sind sie nach dem Hundsstern Sirius, der Anfang August mit der Sonne auf- und untergeht. Sie haben sich im Lauf der Jahrhunderte etwas verschoben, denn heute liegen sie meist schon in der
Julimitte und eben: manchmal auch schon im Monat Juni. Die Bauern kennen die lange Schönwetterperiode auch: «Wie das Wetter, wenn der Hundsstern aufgeht, so wirds bleiben, bis er untergeht», heisst es im Kalender. Einer, der die Sache mit
Humor nahm, war Johann Wolfgang Goethe: «Lass regnen, wenn es regnen will, dem Wetter seinen Lauf; denn wenn es nicht mehr regnen will, so hört’s von selber auf!»
«Ich erobere jedes Mädchen im Sturm», behauptete der Aufreisser. Was aber macht er, wenn es nicht stürmt? Lassen wir erst einmal den Juli auf uns zukommen. Dann wissen wir, wie sich der Jetstream einrichtet. Ist er zu weit südlich, regnet es bis in den Herbst, ist er weiter im Norden, bleibt es Sommer. Auf Bauerndeutsch: «Hundstage hell und klar, zeigen an ein gutes Jahr, werden Regen sie begleiten, kommen nicht die besten Zeiten.»
Der Wachstumsstopp greift unweigerlich von der Wirtschaft auf die Natur über. Wer jetzt darauf reagiert, geht mit der Zeit. Etwa der Churer Stadtarchitekt Chappuis, der mit seinen Palmen am Untertor die künftige Vegetation des Churer Rheintals vorweggenommen hat.

Stefan Bühler

zurück