Sport

Für Körper und Geist – Kampfkunst und Kampfsport
Verschiedene Schulen in Chur bieten fernöstliche Kampfsportarten und Kampfkünste an. Doch für Laien ist es kein Leichtes zwischen Kung Fu, Kobudo, Hapkido, Viet Vo Dao, Jujitsu usw. zu unterscheiden. Erst recht schwierig wird es, wenn es gilt sich für die eine oder andere fernöstliche Ertüchtigung zu entscheiden.

Text und Bild: Walter Schmid

Schätzungsweise 2000 Personen im Kanton Graubünden ertüchtigen sich bei der Ausübung einer fernöstlichen Sportart. Die wichtigsten Anbieter von Kursen und Trainings sind im Bündner Judo Budo Verband (BJBV) zusammengeschlossen, fünf davon sind in Chur ansässig, die in
verschiedensten Stilrichtungen unterrichten. Bei vielen, die sich zu einer der Sportarten hingezogen fühlen, stiften jedoch die fernöstliche Namen oft Verwirrung. Für Reto Turnell, technischer Direktor aller Viet Anh Mon-Schulen der Schweiz, ist das nachvollziehbar. «Es ist wirklich nicht leicht für Aussenstehende, mit all den Ausdrücken klarzukommen und zu wissen, was dahinter steckt.»

Sport oder Kunst
Beim Begriff fernöstliche Sportarten wird grundsätzlich zwischen Kampfsport und Kampfkunst unterschieden. Während beim Kampfsport Wettkampf, aber auch Fitness im Vordergrund stehen, umfasst die Kampfkunst traditionelle Stilarten mit eher philosophischen Elementen, gesundheitlichen Übungen, Selbstverteidigung, Medizin- und Kulturformen.
Innerhalb der Kampfarten bestehen aber auch aus geografischen Gründen Unterschiede. Japan, China, Vietnam, Korea, Thailand, Laos usw. haben im Laufe der Zeit eigene Stilrichtungen entwickelt. «Letztendlich liegen aber die Wurzen fast aller heute bekannten Kampfkünste und Kampfsportarten im 495 vor Christus durch einen indischen Mönch in China gegründeten Shaolin-Kloster», erklärt Reto Turnell. Rund einhundert Jahre später liess sich ein weiterer indischer Mönch im Kloster nieder: Bodhidharma, der 28. Nachfolger Buddhas. Er verbreitete die von ihm begründete buddhistische Lehre des Chan (jap. Zen) und entwickelte auch 18 Boxtechniken, welche die Shaolin-Mönche bereitwillig trainierten, da ihr Körperzustand durch lange Meditation nicht gerade vor Fitness strotzte. Mit dieser körperlichen Arbeit (auf chinesisch «Kung Fu») wurde die Gesundheit der Mönche gefördert, die Muskeln gestählt und die inneren Organe angeregt. Die Techniken der hoch angesehenen Shaolin-Mönche fanden den Weg von China in andere fernöstliche Länder, wurden mit bestehenden Stilen vermischt und/oder der jeweiligen Kultur angepasst. Ein Beispiel dafür, so Reto Turnell, sei das japanische Karate. Es wird in Chur ebenso unterrichtet wie weitere japanische Sportarten: Judo, Jujitsu, Kobudo und Aikido. Vietnam ist mit Viet Vo Dao vertreten und Korea mit Hapkido. Bei den chinesischen Stilen unter dem Oberbegriff Kung Fu werden Shaolin Kung Fu, Tang Lang, Pak Mei und Wing Chun gelehrt. Dazu gehört auch Tai Chi (Tai Ji), eine von den Taoisten weiterentwickelte philosophische Kampfkunst. Hier ist Kung Fu weniger dominant, sondern die Kraft für den Kampf wird durch innere Energiearbeit entfaltet.

Disziplin vorausgesetzt
Ob Kampfkunst oder Kampfsport, beide stehen unter dem gleichen Himmel. Die inneren Werte der Sportarten wie auch der Ausübenden sind zentral. «Neid bringt nichts, Aggressionen, wie sie in europäischen Sportarten oft vorkommen, müssen kontrolliert und der Körper geschult werden, man muss aktiv und dann wieder passiv sein», erklärt Reto Turnell, «und man soll Freundschaft und Brüderlichkeit pflegen.»
Für welchen Kampfsport oder welche Kampfkunst man sich schlussendlich entscheidet, hängt noch von weiteren Faktoren ab. Für Turnell besteht der erste Schritt im Schnuppern bei einem der Anbieter (siehe «Kontakte»). «Ist man bereit, sich den hierarchischen Strukturen anzupassen und die notwendige Disziplin aufzubringen, steht durch die Ausübung einer fernöstlichen Sportart einer erfüllenden körperlichen und geistigen Tätigkeit nichts im Wege.»

Kontakte
Unter der Internet-Adresse www.bjbv.ch sind die fernöstlichen Sportanbieter abrufbar.

Die in Chur ansässigen sind:

Judo Club Chur
(Judo, Jujitsu), Werner Giger
081 374 14 16, www.judoclubchur.ch

Viet Anh Mon-Schule
(Kung Fu, Viet Vo Dao, Tai Chi, Trad. Waffenkünste, Selbstverteidgung etc.), Reto Turnell 079 507 10 02, www.vietanhmon.ch,
www.chinamedizin.net

Shindokan Chur
(Okinawa Kobudo), Markus Ullius, www.kobudo.ch

Shinson Hapkido Chur
(Shinson Hapkido, Selbstverteidigung, Gesundheitstraining), Jürg Cadetg 081 284 15 01, www.shinsonhapkido.ch

Shotokan Karateschule Chur
(Shotokan Karate), Henri Fleury 081 284 00 54, www.karate-chur.ch

Wing Chun
(Selbstverteidigung) Mario Clavadetscher 079 439 86 32, www.wt-chur.ch

Aikido Chur
(Bewegungs-, Verteidigungskunst), Koni Reutimann, koni.r@freesurf.ch www.aikidochur.ch

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