PEOPLE

DIE TELLERWÄSCHER-KARRIERE:
EIN PIZZA-KURIER IM PIZZA HIMMEL

Er hat alle seine Ziele und mehr erreicht: Dino Veltri machte sein Unternehmen A-Z Dino’s Pizza-Kurier zur Nummer 1 in Graubünden. Fast könnte man sagen, Veltri legte eine Tellerwäscher-Karriere wie im Bilderbuch hin. Sein Aufstieg begann nach einem veritablen «Grounding».

Was macht man mit einem Anfangskapital von 8000 Franken? Man kann es beispielsweise in den Aufbau eines Pizza-Kurier-Geschäftes investieren. Dies jedenfalls tat Dino Veltri, Churer mit italienischen Wurzeln. Zum ersten Mal selbstständig machte sich der gelernte Elektromonteur aber bereits 22-jährig, indem er die Restaurants La Buca in Bad Ragaz und Rätia in Igis führte. Mit mässigem Erfolg. «Man glaubt, ein Restaurant zu führen, das sei doch keine grosse Sache», sagt Dino Veltri rückblickend. Veltri, heute 34 Jahre alt und erfolgreich im Pizza-Kurier-Geschäft, im Restaurant-, Catering- und Veranstaltungs-Business tätig, hat in den ersten Jahren seiner Selbstständigkeit also zuerst einmal eine «Bruchlandung» hingelegt.
«Ich wusste damals einfach nicht, was wirklich alles hinter einer erfolgreichen Betriebsführung steckt.» Das ist ihn teuer zu stehen gekommen und er hat dafür viel Lehrgeld bezahlt. Doch im zweiten Anlauf klappt es. Weit besser, als er sich je hätte träumen lassen.

Der Neustart
Seine steile Karriere als Pizza-Kurier sollte indessen gänzlich unspektakulär beginnen. Dino Veltri hat seinen Neustart vor acht Jahren mit der Mitgründung eines Veranstaltungszentrums in der alten «Schoggifabrik» in Chur lanciert. Er beginnt für Lottoabende, Firmenanlässe, aber auch Taufen, Hochzeiten und andere Feste und Veranstaltungen Snacks, italienische Buffetts und à-la-carte-Gerichte zu organisieren. Bald merkt er, dass der Verdienst nicht zum Leben reicht. Doch dann hat Veltri eine Idee. Er könnte doch, denkt er sich, einen Pizza-Kurier aufziehen, weiss aber, dass sich in diesem Geschäft schon einige Mitbewerber tummeln. Er testet sie alle. Und kommt zum Schluss, dass diese viel zu unprofessionell arbeiten.
Mit seinen 8000 Franken kauft er sich einen Occasions-Pizzaofen, einen Roller und einen alten Golf, der schon 200‚000 Kilometer auf dem Buckel hat und legt los. Er gestaltet einen Flyer mit seinen Angeboten und wirft ihn eigenhändig in die Briefkästen der Churer Haushalte. Er wartet. Viel passiert nicht.

Die erste Pizza
Am ersten Mittag backt er eine einzige Pizza und bringt diese zum Kunden; am ersten Abend werden drei Pizzas bestellt. Dann, in der zweiten Woche, liefert er mittags bereits bis zu zehn und abends bis zu 30 der belegten Teigfladen aus. Mit jeder Woche werden es mehr. Nach einem Monat muss er seinen Schwager zu Hilfe rufen, weil die Arbeit alleine nicht mehr zu bewältigen ist. Heute schieben Veltris Mitarbeiter an Spitzentagen bis zu 800 Pizzas in den Ofen.

A-Z Dino’s Pizza-Kurier ist unaufhaltsam gewachsen. Veltri passt die Infrastruktur sukzessive an, modernisiert, investiert, vergrössert zunehmend sein Mitarbeiter-Team, das sich heute vorwiegend aus Studenten zusammensetzt. Dino Veltri, ein Jungunternehmer mit Mut und Engagement, «krampft» wie ein Stier. Das tut er heute noch. Er ist «Mädchen für alles», ein «Springer», der hilft, wo nötig, der das Telefon abnimmt, Pizza bäckt, die Auslieferung koordiniert, einkauft, die Produkte verarbeitet, sie portionenweise einfriert und natürlich seine mittlerweile 65 bis 75 Mitarbeiter betreut.

Vorsichtiges Agieren
Weil Veltri in der ersten Zeit wegen seines gastronomischen Flops noch Altlasten drücken und er viel Geld zurückzahlen muss, überlegt er sich genau, ob er einen zusätzlichen Mitarbeiter anstellt. Oft genug entscheidet er sich dagegen, übernimmt die Arbeiten selbst, arbeitet lieber fast rund um die Uhr, um die Kosten im Griff zu halten. Veltri agiert vorsichtig. Ein neues Grounding will er unbedingt vermeiden. Die harte Schule, die er durchlaufen hat, lehrt ihn, vorsichtig zu sein und klug zu handeln.
Sein zweites Pizza-Kurier-Geschäft eröffnet Dino Veltri Anfang September 2000 in Landquart, die dritte Filiale im Januar 2003 in Domat/Ems. Pizza, Pasta, Poulet, Salate, Desserts und Getränke liefern seine Kuriere deshalb mittlerweile in 21 Gemeinden aus. Vor kurzem hat er sein Pasta-Sortiment überarbeitet und erweitert. Die Saucen dazu sind frei wählbar.

Drehscheibe Schoggifabrik
Zwischen dem Bestelleingang, meist telefonisch, teilweise über Internet, und der Auslieferung liegen höchstens 30 Minuten. Ist absehbar, dass es einmal etwas länger dauert, wird der Kunde informiert. Die Bestellungen laufen zentral im Churer Firmendomizil in der Schoggifabrik ein, werden koordiniert und je nach Lieferort oder Kapazität an die Filialen weiter geleitet. Grösstenteils wird in Privathaushalte geliefert, teilweise auch in Büros. Dank spezieller Wärmeboxen bleibt das Essen warm.
Produziert wird täglich für alle Filialen in Chur, um die Lagerkosten tief zu halten. Die meisten Produkte werden frisch verarbeitet, portioniert und bis zum Verbrauch eingefroren. Nur weniges, wie Artischocken, Thon oder Sardellen, kommt aus der Büchse; das Fleisch stammt aus tiergerechter Haltung aus der Region. Der Pizzateig wird täglich frisch geknetet.
Die Preise bewegen sich in etwa im Rahmen der Restaurantpreise, teilweise sogar noch darunter. Die Pizza Margherita ist für 13 Franken, eine Prosciutto für 15, eine Frutti di Mare für 18 und eine Stroganoff für 19 Franken zu haben. Die Pasta-Gerichte bietet Veltri für 13.50 bis 14.50 Franken an, darunter Lasagne, Spaghetti, Penne, Gnocchi und Tortellini.

Weitere Geschäftsfelder
Dino Veltri betreibt neben seinem Hauptstandbein, dem Pizza Kurier, weiterhin ein Veranstaltungszentrum, ebenso domiziliert in einer ehemaligen Halle der Schoggifabrik. Auch beliefert er eine Reihe von Restaurants zwischen Domat/Ems und Landquart, ist verantwortlich für Events im Hallenstadion sowie für den Churer Tierpark und übernimmt das Catering/Partyservice bei Grossanlässen, für Firmen und private Festivitäten. In diesem Jahr betrieb er im Hallenstadion den Festwirtschaftsbetrieb der Gehla Chur schon zum dritten Mal. Hier stellte er auch seine neuen Pastakreationen unter der Marke «Pastamania» vor. Kunden wählen ganz nach ihrem Gusto ihre Pasta und dazu ebenfalls ganz nach ihrem Geschmack eine der verschiedenen Saucen. Die «Pastamania» ist seit kurzem auch über den Kurierdienst erhältlich.
«Der Firmenname A-Z Dino’s Pizza bürgt für gute Qualität, Frische, Sauberkeit und Pünktlichkeit.» So ist auf Veltris Homepage nachzulesen. Für Veltri eine Selbstverständlichkeit. Er ist überzeugt, dass Handarbeit einer der wichtigsten Bestandteile einer feinen Pizza ist. Besonders stolz ist er darauf, einer der wenigen Pizzakuriere der Schweiz zu sein, die den Pizzateig täglich frisch herstellen.

Arbeitseinsatz bringt Erfolg
«Was ich erreichen wollte, habe ich mehrfach schon erreicht», sagt Dino Veltri. Abgehoben hat er trotz seiner Erfolge dennoch nicht. Es ist ihm bewusst, dass seinen Erfolgen unermüdliche Arbeit, die Loyalität seiner Mitarbeiter und eine treue Kundschaft zugrunde liegen.
Weil er seit Jahren fast nur die 7-Tage-Woche kennt, Ferien eine Seltenheit sind, er wenig Zeit für seine Frau und seine vier Kinder hat und es ihm einfach nicht gelingen will, Arbeiten abzugeben, denkt er nun doch ernsthaft über mögliche Lösungen nach. Denn sicher ist nur eines: «So wie ich heute arbeite, das kann nicht die Lösung sein.»

zurück