Kultur

Stadttheater: «Willkommen im Mittelland»

In der Reihe "Stillstand und Aufbruch" präsentiert das Churer Stadttheater am Dienstag, 10. Mai, um 20 Uhr einen Stadtspaziergang und Theaterabend nach Texten von Ernst Burren. In der Inszenierung von Walter Küng spielen unter anderem Julia Glaus, Barbara Grimm, Christian Intorpi, Silvia Jost, Jens Wachholz, Hans J. Ammann, Hanspeter Bader. Der Stadtspaziergang beginnt um 18.40 Uhr am Stadttheater.

Der Theaterabend mit Stadtspaziergang - die letzte Vorstellung des Stadttheaters in dieser Saison - ist eine Einladung an alle, die Graubünden zeitweise verlassen müssen oder wollen. Automatisch kommen sie, wenn sie westwärts gehen, irgendwann ins schweizerische Mittelland. Was erwartet sie dort? Was für Menschen wohnen im viel zitierten Mittelland? Wie leben sie dort, welche Träume haben sie? Andere? Ähnliche?

Das Theater Biel Solothurn guckt vor die Stadttheatertür und führt vier kleine Gruppen durch die Stadt Chur. An verschiedenen Orten - in einer Bar, einem Coiffeursalon, einer Werkstatt und auf einem öffentlichem Platz - werden Sie Zeuge kleiner Monologe und Dialoge. Die Texte kreisen um Themen wie Heimat und Einsamkeit, Angst, Anpassung, Sehnsucht und kleines Glück. Die Figuren, die man auf dem Stadtspaziergang kennen gelernt hat, trifft man dann im zweiten Teil des Abends wieder auf der Theaterbühne an. Der Regisseur und Schauspieler Walter Küng, ein guter Freund von Ernst Burren und selber im (aargauschen) Mittelland wohnhaft, hat die Texte Burrens für diesen Abend eingerichtet.

Burrens Werk ist ein Mosaik von Geschichten, ein Welt-, Dorf- und Stadt-Theater zugleich. Und mit unerbittlicher Menschenliebe öffnet er den Blick auf die Abgründe unseres Alltags und unserer Alltagssprache. Ernst Burren wurde 1944 im solothurnischen Oberdorf geboren, wuchs auf in der elterlichen Wirtsstube im "Sternen", wo er schon als Bub sass und die Wörter, die er hörte, aufschrieb... Heute gilt er als einer der bedeutendsten Mundartautoren der Schweiz.

Vorverkauf und Reservation:

081 252 66 44, 15 bis 19 Uhr, Abendkasse zwei Stunden vor Vorstellungsbeginn.

Saison-Schlusskonzert des Folk-Club Chur

Am Freitag, 25. Mai, beschliesst die "Moondog Show" in der Werkstatt die Konzertsaison des Folk-Club Chur. Von Kennern höchst geschätzt, von der Menge bislang noch viel zu wenig entdeckt: Die "Moondog Show" ist die beste Americana-Formation der Schweiz und überzeugt derzeit mit ihrem neuen Album "Evergreens" aus brillianten Songs, starken Arrangements und origineller Besetzung.

Sänger Pink Prdrazzi und Gitarrist Pascal Biedermann entdeckten 1997 ihr gemeinsames Interesse für die amerikanische Musikkultur, von Blues und Country-Rock bis Soul, Folk und Rock'n'Roll. Schnell galt die Formation "Moondog Show" als Geheimtip in der Szene und konnte diesen Ruf noch durch die verschiedenen Bandmitglieder festigen. Die Klangwelt der "Moondog Show" öffnet Gedanken an einen Roadmovie in New Orleans.

Konzertbeginn ist um 20.30 Uhr. Tickets gibt's bei Tolgga-Musik oder unter Tel. 055 614 10 77.

Rätisches Museum: Müeslis Siegeszug um die Welt

Noch bis zum 22. Mai ist das Rätische Museum auf Birchermüesli eingestellt. In der Ausstellung "voll flockig" dreht sich alles um "Das Müesli - von Bircher-Benner bis Functional Food".

Die Idee zum Birchermüesli stammt angeblich von Schweizer Alphirten. Maximilian Bircher-Benner, Erfinder des Birchermüeslis, betonte auf jeden Fall, dass seine Apfeldiätspeise verwandt sei mit der Nahrung der Alpenbewohner.

Der naturheilkundlich orientierte Zürcher Arzt entwickelte vor gut 100 Jahren das originale "Birchermüesli". Er nannte die Kreation "Apfeldiätspeise". Bircher-Benner war vom gesundheitlichen Wert vegetarischer Ernährung, insbesondere der Rohkost, überzeugt. Das originale Birchermüesli ist damit ein Produkt der medizinischen Reformbewegung um 1900. Sie kritisierte das moderne, "nervöse" Grossstadtleben des Industriezeitalters und begeisterte sich für Licht, Luft, Sonne, Wasseranwendungen und fleischlose Kost.

Von der Schweiz ...

In kurzer Zeit wandelte sich Bircher-Benners Apfeldiätspeise zum allseits beliebten Birchermüesli, das ab den 1940er Jahren fast jede Deutschschweizer Hausfrau ihrer Familie regelmässig zum Znacht servierte. Auch in den Küchen von Gefängnissen, Heimen, Klöstern oder der Armee wurde die "Spys" häufig zubereitet - wohl nicht immer zur Freude der Klientel!

Das Birchermüesli gliederte sich gut in die Reihe der traditionellen Schweizer Abendessen ein: Wie Milchreis, Griessbrei oder Aufläufe mit Früchtekompott ist das Birchermüesli süss und fleischlos und galt deshalb als Speise für Kinder und Frauen. Männer zählten weniger zu den Liebhabern von Birchermüesli und erhielten deshalb zum Abendessen als Ergänzung oder Ersatz Aufschnitt oder Wurst.

... in die Welt

Doch das Müesli eroberte nicht nur die Schweiz. Birchermüesli ist nebst Milchschokolade und Fondue die einzige Speise schweizerischer Herkunft, die weltweit gegessen und geschätzt wird. Und "Muesli" oder "Musli" ist wohl auch das einzige schweizerdeutsche Wort, das Eingang in nahezu alle Sprachen dieser Welt gefunden hat.

Müeslis sind heute oft Fertigprodukte und haben den grossen Vorteil, dass sie im Nu zubereitet sind. Immer beliebter sind auch mit Vitaminen oder Mineralstoffen angereicherte Müeslis, die leistungs- und gesundheitfördernd wirken sollen. Diese Produkte werden als Functional Food bezeichnet.

Das Rätische Museum zeigt in seiner Ausstellung die ganze Spannbreite vom urtümlichen Alphirtenmüesli bis zum heutigen Lifestyle-Produkt und ergänzt diese mit Infos zu Mus und Müsli in Graubünden.

«Hin-Hören, Aus-Denken, Er-Finden»

Das Streichorchester Orchestrina Chur unter der Leitung von Heinz Girschweiler bringt in seinem neusten Konzertprogramm am Samstag, 21. Mai, um 20.30Uhr in der Martinskirche Chur ausschliesslich Werke von Komponistinnen zur Aufführung. Bei der Suche nach geeigneten Stücken für dieses spezielle Programm entstand die Idee, eine der Komponistinnen nach Chur einzuladen, um mehr über ihre Arbeit und ihr Werk zu erfahren. Mit Barbara Heller konnte eine wichtige deutsche Komponistin und Musikerin für ein Werkstattgespräch gewonnen werden. Barbara Heller liebt das Experiment und den Austausch mit anderen Künsten, regt Projekte mit Malerinnen und Schauspielerinnen an, macht Filmmusik, realisiert Tonbandkompositionen, Klanginstallationen und Gemeinschaftskompositionen. Als Gründungs- und zeitweise auch als Vorstandsmitglied des "Internationalen Arbeitskreises Frau und Musik" widmet sie sich seit 1978 dem Werk vergessener Komponistinnen. Sie lebt und arbeitet wechselweise in Darmstadt, dem Odenwald und auf der Insel La Gomera.

Vor dem Orchestrina-Konzert am Samstag, 21. Mai, wird sie in einem rund dreiviertelstündigen, von Men Steiner moderierten Gespräch über ihre Arbeit als Komponistin sprechen und aus ihrem Leben erzählen. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung, die um 19.15 Uhr in der Musikschule Chur stattfindet, ist frei.

Im darauffolgenden Konzert um 20.30 Uhr in der Martinskirche wird dann als eines der Hauptwerke die viersätzige Sinfonietta von Barbara Heller zu hören sein. Es handelt sich um ein frühes, rhythmisch inspiriertes, traditionell kontrapunktisch komponiertes Werk mit lebendigem Charakter. Von ganz anderen musikalischen Grundideen gehen die weiteren Komponistinnen dieses Streicherprogramms aus. Die Englische Suite von Olive Vivienne variiert ein altes englisches Volkslied, das überraschenderweise erst am Schluss der Komposition in seiner originalen Melodie erklingt. Im Stück Memories der Rumänin Violeta Dinescu tauchen verschiedene folkloristische und melodische Elemente wie Erinnerungsfetzen auf, die sich wieder verflüchtigen. Von stark romantischen Vorbildern geprägt ist die viersätzige Suite pour cordes der Französin Claude Arrieu.

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