Stadttheater

Saison 2005 / 06: Eigenproduktionen und Bühnenklassiker

In seiner letzten Saison als verantwortlicher Leiter des Stadttheaters Chur will Andreas Berger das Stadttheater als wichtiges regionales Zentrum weiter etablieren. Neben einem breiten Gastspielprogramm werden auch zwei Eigenproduktionen zu sehen sein.

Die Stadttheater-Saison 2005/06 beinhaltet 31 verschiedene Produktionen aller Sparten und Stile. Die thematischen und stilistischen Schwerpunkte bildet einerseits die Reihe unter dem Arbeitstitel «Grosse Rollen». Dazu gehören Molières «Scapins Streiche», Bert Brechts «Mutter Courage und ihre Kinder», das fantastische Ballett «Giselle» von Adolphe Adam, die Oper «Carmen» von Georges Bizet, «Nathan der Weise» von Gotthold Ephraim Lessing, Carl Zuckmayers «Der Hauptmann von Köpenick», «Der Besuch der alten Dame» von Friedrich Dürrenmatt und William Shakespeares «Richard III.»

Besonders gewichtet hat Andreas Berger aber auch den Tanz in seinen verschiedensten Formen. Zum Ausdruck kommt das u. a. an den während zwei Wochen stattfindenden Tagen des Tanzes, die erstmals in der vergangenen Spielsaison veranstaltet wurden. Erneut wird auch die Zusammenarbeit mit Theater-, Tanz- und MusikkünstlerInnen aus der Region gepflegt. Dazu gehören u. a. das Tanztheater Pasiòn, das Theater ressort k, Linard Bardill und die kammerphilharmonie graubünden.

Zwei Eigenproduktionen

Nach «Die Macht der Gewohnheit» von Thomas Bernhard (2003) und «Messer in Hennen» von David Harrower (2005), zwei zeitgenössischen Stücken aus den 70er und 90er Jahren des letzten Jahrhunderts, taucht das Stadttheater Chur tief in das 17. Jahrhundert ein und zeigt zur Saisoneröffnung am 28. September eine Farce eines des grössten Theatermannes der europäischen Theatergeschichte:

«Scapins Streiche» von Molière. Die Produktion erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Neuen Theater am Bahnhof, Dornach. Dadurch könne das Stück auch ausserhalb Graubündens gezeigt werden, so Andreas Berger. «Es war mein Wunsch, nach zwei tiefgründigeren modernen Stücken auch einmal ein klassisches Stück zu zeigen und sich dabei gleichzeitig mit einer der Theatertraditionen, der Commedia dell’arte, zu beschäftigen.» Für «Scapins Streiche» habe er sich auch entschieden, um in dem momentan herrschenden Wirrwarr der Stile und Formen an die Wurzeln des europäischen Theaters zu erinnern.

Orfeo ed Euridice

Die zweite Eigenproduktion kommt im Februar 2006 zur Aufführung: Die Oper «Orfeus und Eurydike» mit Musik von Christoph Willibald Gluck und Text von Raniero de’ Calzabigi. Durch die Co-Produktion zwischen Stadttheater Chur und L’avant-scène opéra, Neuchâtel, wird auch dieses Stück ausserhalb des Kantons gespielt; im März nächsten Jahres in Neuchâtel sowie im bernischen Rütihubelbad. Danach sind weitere Gastspiele in der Romandie, aber auch im Veltlin geplant. Der ad hoc-Chor wird aus Sängerinnen und Sängern der Region gebildet und als Orchester figuriert die kammerphilharmonie graubünden.

Mit «Orfeo ed Euridice» traten Gluck und sein Librettist Calzabigi an gegen die in höfischer Konvention erstarrten intrigenreichen und galanten Libretti der damaligen, von Pietro Metastasio beeinflussten italienischen Opern sowie die an Pomp und Prunk reiche französische Opernpraxis. Einfach und natürlich sollte die Musik sein, «wahr», ohne aufgesetztes Brimborium. So steht dieses Werk am Beginn einer neuen Opernzeitrechnung. Eine neue Kompositions- und Aufführungspraxis war gefragt: Eine Oper sollte mehr sein als die unendliche Aneinanderreihung von Kehlkopfakrobatik und zelebrierter Unlogik. «Diese Oper steht am Anfang einer neueren Zeitrechnung des Musiktheaters», so Andreas Berger. Sie für Chur auszuwählen, habe nebst dem künstlerischen Grund (eine Barockoper stand in den letzten Jahren nie auf dem Programm) auch den Hintergrund die Idee zu lancieren, zukünftig regelmässige Opernproduktionen aus dem Repertoire am Stadttheater herauszubringen.»

Das Programmheft der Stadttheater- Saison 2005/06, mit detaillierten Angaben zu sämtlichen Produktionen erscheint in der zweiten Augusthälfte und wird allen Churer Haushalten kostenlos zugestellt.

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