|  Ernest 
              Hemingway führte im Guinness Buch der Rekorde lange die Liste 
              des bestbezahlten Journalisten an, bekam er doch für eine Reportage 
              über einen Stierkampf pro Zeile 200 Dollar. Inzwischen wird 
              diese Marke durch die romanische Nachrichtenagentur ANR gefährdet, 
              deren Zeilenproduktion - geteilt durch die Million verschleuderter 
              Steuergelder - nahe an Hemingway herankommt. Aber bekanntlich liegt 
              ja das Geld auf der Strasse, man muss nur genug davon hinwerfen. 
              Zurzeit sind allein in Chur ein Bahnunternehmen, alle Kulturschaffenden 
              sowie der EHC Chur auf Geldsuche. Ein schwieriges Unterfangen, man 
              weiss ja nie, wo anfangen. Das liegt hauptsächlich daran, dass 
              wir die unter uns weilenden Superreichen nicht kennen. Die Politiker 
              scheiden auf jeden Fall aus, sie sind die einzigen, deren Gehalt 
              öffentlich ist. Und zudem brauchen sie ihr schwer verdientes 
              Geld für den Wahlkampf. Wir kennen unsere Reichen deshalb nicht, 
              weil im Gegensatz zu den USA die Lohntüte bei uns ein Tabu 
              ist. Das wusste auch unser Literatur-Nobelpreisträger Carl 
              Spitteler: "Derselbe Mensch, der einem ungefragt mitteilt, 
              wie alt er ist und wie viele Kinder er hat, der einem im harmlosesten 
              Ton von seiner Gicht, von der Blinddarmentzündung seiner Frau 
              erzählt, würde um nicht in der Welt offenbaren, wie viel 
              er im Jahr einnimmt."
 So kommt es, dass man bei uns halt nur die Leute kennt, die kein 
              Geld haben, weil diese im Amtsblatt publiziert werden. Dabei hat 
              arm sein ja auch einen Vorteil: es kostet nichts. Und man kann auf 
              Ferien am Meer verzichten, weil man schon Ebbe im Portemonnaie und 
              auf dem Tisch eine Flut von Rechnungen hat.
 Geld macht nicht glücklich, es muss einem auch gehören. 
              Das wissen unsere Manager natürlich. Für sie bedeutet 
              die Pension die ratenweise Nachzahlung des Lohnabzuges unter Berücksichtigung 
              der Steuerersparnis. Dass Geld bei ihnen den Charakter verdirbt, 
              würde uns wundern. Verderblich kann nur sein, was man auch 
              hat. So leben wir weiter in der Gewissheit, dass der durchschnittliche 
              Schweizer 5220 Franken im Monat verdient. Damit gehört er nicht 
              der Abzockergilde an.
 Jetzt, wo wir gerade die Steuererklärungen ausfüllen dürfen, 
              müssen wir wieder einmal schmerzlich erfahren, wie viel wir 
              sparen könnten, wenn wir überhaupt kein Einkommen hätten. 
              So ist es am besten, wenn wir uns an den Ratschlag halten: Sei freundlich 
              zu jedermann, bis du eine Million hast, nachher ist jedermann freundlich 
              zu dir. Das gilt vor allem für jene, die für Bahnunternehmen, 
              EHC und Kulturschaffende sammeln müssen.
  Stefan 
              Bühler |